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Kleine Reisebegleiter - Gewürzdosen

Da wir durch einen glücklichen Zufall eine kleine Sammlung österreichisch/ungarischer Doppelgewürzdosen aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts erwerben konnten, zu sehen in diesem Monat (Juni 2016) in unserem Warenangebot in „Neu eingestellt" und später bei „Dosen" und auch immer wieder von interessierten Kunden bei früheren Dosen dieser Art nach deren ursprünglicher Bedeutung gefragt wurden, möchten wir Ihnen hier eine kleine geschichtliche Zusammenfassung, inklusive der entsprechenden Beispiele, vorstellen.

Große Tischgewürzdosen mit einem oder zwei Klappdeckeln und mindestens einer inneren Unterteilung zum Schutz des Aromas für die „neuen", kostbaren Gewürze, die aus exotischen Ländern nach Europa kamen, sind seit dem 16. Jahrhundert aus Frankreich und England bekannt. Diese Form der Gewürzdosen, hat sich speziell in Frankreich bis in das 19. Jahrhundert erhalten, bevor sie von offenen Gewürzschalen verdrängt wurde.

Doppeldose-ParisHier ein seltenes Beispiel einer großen Tischdose aus Frankreich um 1840/50, in der traditionellen Form, mit einem Standring, zwei Deckeln mit Scharnieren, den zwei Kammern für die Gewürze und der obligatorischen Innenvergoldung.

Silber 950, Länge 14 cm, Breite 10 cm, Höhe 6,5 cm

Gewicht 400 Gramm.













Die Tischgewürzdosen dienten als Vorbild für die kleinen Gewürzdosen, wie wir sie  ab dem Ende des 17. Jahrhunderts kennen.

Diese kleinen Silberdosen, immer mit Innenunterteilung, neben Steckdeckeln meist mit aufklappbaren Deckeln, wurden als Reise-Gewürzdosen - in der Regel übrigens für weißen und schwarzen Pfeffer - gefertigt. Sie waren fast ausschließlich Teil von Reisebestecken, sogenannten Mundzeugen, die in kostbaren Lederetuis untergebracht waren und nicht selten neben Messer, Gabel und Löffel, noch durch einen Trinkbecher, einen Eierbecher, sowie einen Marklöffel ergänzt wurden. Daneben waren sie natürlich auch immer Bestandteil der großen Reisekoffern für Hof und Adel, die dann ein komplettes Reiseservice mit Tellern und Kannen etc. beinhalteten. Diese Reisebestecke in ihren aufwändig gefertigten, flachen Lederfutteralen sind typisch deutsche Arbeiten, speziell aus Augsburg des 18. Jahrhunderts.

Mundzeug-Augsburg

Hier ein edles Beispiel aus Augsburg 1743/45, Silber gegossen, getrieben, ziseliert und vergoldet, verschiedener Meister. Das Etui ist aus schwarzem Leder mit rotem Samt und Goldbrokatborten.

(Bildnachweis: Ausstellungskatalog „Ein rheinischer Silberschatz".)

Von diesem Reisebestecken sind nur wenige in ihrer Gesamtheit erhalten geblieben, es waren vor allem die feinen Futterale, die die Zeit nicht überlebt haben. So findet man heute meist nur Einzelstücke daraus: Das Besteck, den Becher oder Eierbecher und ab und zu auch die schönen, kleinen Gewürzdosen, die inzwischen zu gesuchten Sammelobjekten geworden sind. Die Augsburger Gewürzdosen sind in der Regel aus Vermeil, also feuervergoldetem Silber. Sie wurden oft mit einen Standring gefertigt, seltener mit flachem Boden, sind von der Form meist oval fassoniert, die Deckel, seltener auch die Seiten, haben aufwändige Régence- und später Rokokodekore.

Hier zwei Beispiele aus unserem Angebot der letzten Jahre:

Augsburga

Augsburg 1720/21 – Meister Christian I Drentwett. Gewürzdose mit seltenem, glatten Boden und getrepptem Steckdeckel. Die etwas größeren Maße von 6,5 cm x 4,5 cm x 3 cm zusammen mit dem bekrönten Adelswappen legen nahe, dass diese Dose nicht aus einem Mundzeug, sondern aus einem größeren Reiseservice stammt.

Augsburgb

Augsburg 1729/33 – Meister Johann I Pepfenhauser. Gewürzdose mit Standring und dem typischen Régence-Dekor, das hier, selten zu sehen, auch auf den vier Seitenflächen graviert wurde. Maße 6 cm x 4,5 cm x 2,5 cm.

Zum Ende des 18. Jahrhundert wurden diese Mundzeuge und damit auch die dazugehörigen Doppelgewürzdosen in Augsburg nicht mehr gefertigt.

Erstaunlicherweise findet man aber in Österreich/Ungarn, speziell in Wien ab dem Ende des 18. Jahrhundert, bis hinein zur Mitte des 19. Jahrhundert, den Typus der kleinen Doppelgewürzdosen mit den zwei getrennten Kammern. Neu ist der zweigeteilte Klappdeckel, der neben dem „normalen" Einzeldeckel hier Verwendung findet. Dem Stil der Zeit entsprechend sind die Dosen gradlinig, glatt und schnörkellos. Unter unserer kleinen Sammlung, findet sich nur eine Dose aus Budapest von 1837, die einen aufwändig getriebenen Deckel zeigt. Obwohl auch hier als Reise-Gewürzdosen gedacht und gemacht, sind viele von Ihnen mit kleinen Füßen versehen. Auch sie sind selten und gesuchte Sammelobjekte.

Beispiele-Dosen-OesterreichUngarn

Von links nach rechts: 1. Wien 1840 – Meister Josef Weyrich, 2. Wien 1836 – Meister Stephan Mayerhofer,

3. Wien 1804 – Meister Karl Gieswein, 4. Budapest 1837 – Meister J. Pasberger.

Reisestreuer-NiederlandeAb Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Ära der kleinen Reise-Gewürzdosen zu Ende. Dafür etablierten sich mehr und mehr die Gewürzstreuer. Für Unterwegs – Reise und auch Picknick - wurde die Streufläche durch einen Steck- oder Schraubdeckel verschlossen. Hier ein besonders schönes Beispiel aus unserem Warenangebot, ein seltener Reise-Silberstreuer aus Amsterdam von 1852. Neben Streuern aus Silber kamen Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20 Jahrhunderts Reisestreuer aus Bein, Horn und Ebenholz in Mode, die nicht selten mit schönen Silbermontierungen veredelt wurden (siehe Bild oben).

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