Silbersuite

Leben mit Silber

Teestunde-in-Europa

Teestunde in Europa - Silberkannen aus Jütland, St. Petersburg, Augsburg & London

Nachdem im frühen 17.Jahrhundert die erste Schiffsladung mit Tee aus China in den Niederlanden eintraf und nur wenig später der Tee, ebenfalls aus China, auf dem Landweg über die Mongolei Russland erreichte, entwickelte sich im nördlichen Europa schnell eine ganz eigene Teekultur – die allerdings erstmal den Reichen und Adligen vorbehalten war, da Tee rar und hoch besteuert, sehr teuer war. Nach England kam der Tee 1662, als König Karl II Katharina von Braganza aus Portugal heiratete, die eine leidenschaftliche Teetrinkerin war, obwohl dieser in ihrer Heimat noch völlig unbekannt war. Sie brachte eine Truhe mit chinesischem Tee an den englischen Hof und bald war das neue Getränk in aller Munde. Auch Frankreich, Italien und Portugal importierten die wertvollen Teeblätter und von Holland über Ostfriesland kam der Teegenuss dann auch nach Deutschland. Während jedoch im Süden Europas (und auch in Deutschland gab es ein Nord-Südgefälle) eher Kaffee und Schokolade bevorzugt wurden, war im Norden der Tee das ultimative Luxusgetränk.

Machen Sie mit der Silbersuite eine kleine Reise zu vier europäischen Städten, in denen die Teestunde Tradition hatte und zur Teekultur auch kostbare Silberkannen – und vieles mehr- gehörten. Fangen wir hoch im Norden an:

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Horsen auf Jütland

Die einstige Wikingersiedlung und heutige Hafenstadt Horsen, liegt auf der Ostseite Jütlands und im 18.Jahrhundert, die Zeit, in der diese Kanne gefertigt wurde, hatte Horsen seine Blütezeit: MitJuetland Bild Königsresidenz, reichen Bürgern, Kaufleuten und ihren herrschaftlichen Häusern. Der Silberschmied Knud Rasmussen Brandt, der im weiter südlichen Fredericia 1701 zur Welt kam, wurde 1737 Meister und lebte und arbeitete seitdem in Horsen. Seine Teekanne, die er um 1745 schuf, zeigt die typische Form und Machart der Barockzeit, wie wir sie auch von den frühen Augsburger Teekannen kennen. Die Kanne ist aus einem Stück getrieben, fassionniert mit geraden Zügen, die über den ganzen Korpus bis zum Deckelknauf verlaufen. Anders als die Augsburger Beispiele, deren Zügen sich um diese Zeit bereits anfingen zu drehen, sind die dänischen Barockkannen nicht rund und birnenförmig gebaucht, sondern schmal und oval gearbeitet. Der Deckel wird hinten und nicht seitlich geöffnet. Besonders hervorzuheben ist der wunderbare Nussbaumhenkel, der, gedrechselt und kunstvoll geschnitzt, gerade nach hinten, wie ein Halbkreis angebracht ist. Wie alle Teekannen dieser frühen Zeit ist auch diese klein und zierlich, Tee war, wie gesagt, ein kostbares Gut, das man mit Bedacht genoss. Dennoch gehen 0,4 Liter in die Kanne, was gut vier Tassen Tee entspricht. Die Kanne hat auf dem Boden eine Datierung von 1748 und eine kaum mehr lesbare Widmung, die, wie in den nördlichen Regionen üblich (wir kennen das von den Patenlöffeln) mit Pünktchenschrift graviert wurde, die schnell „flach" wird und sich leicht „verputzt". Ich stelle mir vor, die Kanne wurde für einen Kapitän gefertigt, der in seinem reetgedeckten „Landsted", das sich außerhalb der Stadt in den Dünen duckte, bei gemütlichen Teestunden auf das Ende der Winterstürme wartete. Abwegig ist das nicht, da solche Kannen auch oft, gut gesichert in dafür angefertigten Holzkisten auf die (See)-Reise, mitgenommen wurden. Natürlich gab es zur nachmittäglichen Teestunde auch immer etwas zu essen. Zum Beispiel das berühmte Smörrebröd, was eigentlich nichts anderes als Butterbrot heißt, aber doch immer gerne dick mit Krabben oder Lachs belegt wurde.

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St. Petersburg

Wer denkt bei Tee in Russland nicht zuerst an den Somowar, der in jedem Haus stand und in dem stundenlang das Wasser brodelte, um jederzeit ein Glas Tee zubereiten zu können. Das Teekonzentrat, die „Sawarka" befand sich in einer kleinen Kanne, die auf dem Samowar stand und so ebenfalls warmgehalten wurde, um dann in einem Verhältnis mit dem Wasser von 1 zu 3 bis 1 zu 10, in einem Teeglas gemischt zu werden. Natürlich gab es auch in herrschaftlichen Häusern Samoware, in fürstlichen sogar aus Silber. In St. Petersburg aber wurde auch eine „Teestunde am Nachmittag" ganz anderer Art zelebriert. Es ist das Jahr 1805. Kaiser Alexander I regiert im Schloss Peterhof, Russland schließt ein Bündnis Nicholas Palace in St. Petersburg in the 19th centurymit dem britischen Empire, in den aristokratischen Salons spricht man Französisch. Wie schon Peter der Große pflegt auch Alexander regen Kontakt und Austausch mit dem Rest von Europa: Preußen, Baden, Schweden, er war Großfürst von Finnland und bewunderte Napoleon. Viele französische Adlige flohen vor der Revolution nach Russland, westliche Sitten und Gebräuche gewannen an Einfluss. Peter der Große holte bereits Anfang des 18. Jahrhunderts Handwerker und Künstler aus ganz Europa nach Russland, auch Silberschmiede. Ein Grund, warum wir auf russischem Silber, Meistermarken sowohl in kyrillischen, als auch in lateinischen Buchstaben finden und viele berühmte Meisternamen alles andere als russisch klingen. Auch der Petersburger Silberschmied Axel Hedlung der 1805 diese außergewöhnliche Teekanne mit dem Rechaud fertigte, stammte ursprünglich aus Norwegen. Die hohe, in ovaler Form gefertigte Kanne steht auf einem aus vier Teilen bestehenden Rechaud, der heute genauso perfekt funktioniert, wie damals. Der Deckel der Kanne und des Rechauds liegen „an der Kette", wohl eher ein künstlerischer Aspekt. Die Kanne hat eine perfekt erhaltene Feuervergoldung. Jedes bewegliche Teil ist, wie in Russland vorgeschrieben, separat punziert. Ungewöhnlich ist jedoch der Tremolierstich, der die Silberprobe für den garantierten Feingehalt des Silbers, hier des russischen 84 Zolotnikis (875/1000) dokumentiert, der anstatt der Marke des Beschaumeisters zu sehen ist. Zum Nachmittagstee trifft sich die feine Petersburger Gesellschaft in den Salons, der Tisch ist mit Silber gedeckt, das Porzellan kommt aus Meißen oder der eigenen,1744 gegründeten und inzwischen sehr berühmten Petersburger Porzellanmanufaktur Lomonosov, man reicht kleine gebackene Blinis mit Kaviar und Süßigkeiten, wie „Sdobnie", harte Gebäckringe oder die „Marlenka Napoleonki", Blätterteilröllchen mit Cremefüllung und spricht über Musik und Literatur.

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Augsburg

Reisen wir Richtung Süden, in die im Jahr 1803 noch reichsfreie Stadt Augsburg, die allerdings bereits 1805 an Bayern fallen sollte. Schon ab Mitte des 15. Jahrhunderts gehörte Augsburg zu denAugsburg alter Stich wichtigsten Städten der deutschen Silberschmiedekunst und entthronte im 16. Jahrhundert, durch die umfangreichen Aufträge der reichen Handelsfamilen Welser und Fugger, sowie der bayrischen Herzöge, die bis dato bedeutenste Silberstadt Nürnberg. Berühmt für seine qualitätsvollen Arbeiten, wurde Silber mit dem „Pinienzapfen", die markante Silberpunze und das Stadtzeichen Augsburgs, nach ganz Europa exportiert und wurde an den Adelshöfen von Bayern bis Brandenburg, Dänemark, Schweden und Russland geliebt und geschätzt. Hier ist ein in der Vollständigkeit seltenes Teeservice von 1803 zu sehen. Das im schönsten Klassizismus gestaltete Service fertigte der Silberschied Johann Jakob Hermann Grabe. Wie anfangs schon erwähnt, waren auch in Augsburg Kaffee und Schokolade sehr beliebt und rangierten vor dem Teegenuss. Auch ein Grund, warum wesentlich mehr silberne Kaffee- und Schokoladenkannen aus Augsburg erhalten sind, als Teekannen - es gab einfach mehr. Tee zu trinken war elitär, was sich auch im silbernen Teegeschirr niederschlug. Elegant und edel gestaltet, mit aufwändig geschnitzten Ebenholzhenkeln und feiner Innenvergoldung, präsentieren sich die beiden Kannen, die Bauchige als Teekanne, die Schlanke als Heißwasserkanne. Ein Paar, das immer zusammengehörte (heute meist nur noch als Einzelstücke zu finden), da auch hier der starke Tee mit heißem Wasser „verlängert" wurde. Dazu kommt die große Zuckerdose. Im "Süden" aß man Süßes zum Nachmittagstee. Lebzelten, Ingwerkekse und aus Dresden oder Salzwedel "importierten" Baumkuchen.

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London

„Have a cup of tea !" Der zu jeder Tageszeit und in jeder Lebenslage Tee trinkende Engländer gehört, so las ich neulich, der Vergangenheit an, der Teeverbrauch ist stark zurückgegangen Dennoch, ein Volk, das jeden Tag 165 Millionen Tassen Tee zu sich nimmt, kann mit Recht, nach wie vor als eine Tee trinkende Nation bezeichnet werden. Es gibt den Early Morning Tee, der noch vor dem Frühstück im Bett getrunken wird, den Breakfast Tea, den Light Tea, den Builder´s Tea – Beuteltee für die Arbeitspausen, den High Tea, den Formal Tea beim Stehempfang, den Royal Tea, bei dem es Champagner gibt und all die cups of tea, die zwischendurch getrunken werden. Eine besondere Stellung aber unter all dem, nimmt der Afternoon Tea ein, der traditionsgemäß  an niedrigen Tischen serviert und geradezu zelebriert wird. „Tea" ist dann nicht nur ein Getränk, sondern eine vollständige Mahlzeit mit drei Gängen, die vorzugsweise auf einer Etagere plaziert sind: Sandwiches mit Lachs, Gurke, Ei und Hühnchen, Scones mit ClottedLeuchter Cream und Marmelade, und zum „Nachtisch" Gebäck oder einen Cheese Cake. So einen eleganter Afternoon Tea kann man auch heute noch in England genießen, zum Beispiel in den Londoner Traditionshotels wie dem Dorchester oder dem Ritz – die Herren bitte nicht die Krawatte vergessen. Anfang des 20. Jahrhunderts, die Zeit aus der dieser schöne Teekessel stammt, war der Afternoon Tea jedoch noch eine  Selbstverständlich, eine "heilige Tradition" für die man sich Zeit und Muße nahm - in einen Tea Garden ging (meist die Damen), in seinen Club (nur die Herren) oder nach Hause. Der schlichte, aber imposante Teekessel wurde 1908 von der Londoner Firma Henry & Arthur Vander gefertigt. Was wir heute gerne als Teekanne mit praktischem Rechaud verwenden, da bei uns der Tee nicht lose in der Kanne aufgegossen wird, sondern in einem Teesieb oder Netz 3-5 Minuten zieht und dann entfernt wird, war er zu seiner Zeit original, ein Kessel für heißes Wasser, mit dem der zu stark und bitter gewordene Tee verdünnt wurde. So hat grundsätzlich – egal in welchem Land, die Teekanne vor dem Ausguss ein Sieb, das unterscheidet sie von Kaffee oder Wasserkannen. Der fast modern anmutende Teekessel, der ein Fassungsvermögen von fast 1 1/2 Litern hat, besitzt einen Holzknauf und als originelle Besonderheit einen mit Leder ummantelten Griff zur Wärmeisolierung. Nehmen Sie Platz - and have a cup of tea.

 

 

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