Leben mit Silber
Der ganz persönliche Luxus: Silber mit Schildpatt
Elegant, elitär und exotisch – Silber mit Schildpatt. Schildpatt gehört zu den ältesten Materialien, die von Menschen für Gebrauchs– und Luxusgegenstände verwendet wurden. Die Ureinwohner der ozeanischen Inselwelten, die Heimat der Wasserschildkröten, fertigten daraus ebenso Schmuck und Kultgegenstände, wie die Kunsthandwerker in den Hochkulturen der Ägypter und Römer. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde durch die Entdeckung fremder Kontinente und dem daraus resultierenden Handel mit exotischen Gütern auch das Luxusmaterial Schildpatt in Europa bekannt und begehrt. Hier begann dann auch seine „Partnerschaft“ mit Silber und anderen wertvollen Materialien, wie Gold, Edelsteinen und Perlmutt. Kostbarkeiten dieser Art fand man im 16. bis 18. Jahrhundert vor allem in den Kunst- und Wunderkammern des europäischen Hochadels, heute in den großen Museen. Aber auch schon damals wurden luxuriöse Gebrauchsgegenstände in Schildpatt mit Silber gefertigt: Kämme, Haarspangen, Dosen, kleine Tabletts und vieles mehr. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhundert waren es vor allen mal die Engländer, die eine ganz besondere Liebe für Schildpatt mit Silber entwickelten. Berühmte Silberschmiede und renommierte Silbermanufakturen fertigten in dieser Kombination Luxusobjekte für Sekretär und Toilettentisch. Aus dieser Epoche sind die hier vorgestellten Gegenstände, die aus einer Londoner Sammlung stammen.
Alles Wissenswerte über Schildpatt, die Geschichte, das Material, die Verarbeitung, die Pflege, Restaurierung, sowie Bestimmungen zum Artenschutz, lesen Sie bitte ausführlich in meinem früheren Wissensartikel: Silber und Schildpatt im Magazin.
Obwohl in den Jahren von ca. 1890 bis ca.1930 sich etliche Silberfirmen in London. Birmingham und Chester auf die durchaus schwierige und mühevolle Produktion von Objekten mit Schildpatt spezialisierten, blieben diese Dosen und Flakons, Schälchen und Schreibtischutensilien immer Luxuswaren. Dies gilt heute um so mehr, da durch die strengen Artenschutzgesetzte, schon lange keine Schildpattobjekte mehr gefertigt werden dürfen und Liebhaber und Sammler die immer seltener werdenden Gegenstände aus dieser frühen Ära aufkaufen. Das wichtigste Kriterium für den Wert von Schildpattobjekte ist der Erhaltungszustand. Schildpatt ist ein Naturprodukt und besteht ähnlich wie Horn oder Haare größtenteils aus Keratin. Es ist nach der Verarbeitung durchscheinend und hat einen feinen Glanz. Man muss es pfleglich behandeln! Hitze und Trockenheit kann es brüchig und blind werden lassen, es bekommt Risse oder sogar Ausbrüche. Einige dieser „mißhandelten“ Gegenstände sehe ich manchmal auf Flohmärken und Kleinauktionen – zu schade.
Ich habe meine Sammlung, bei der das Schildpatt diesen wunderbaren Glanz ausweist und die Gläser in einwandfreiem Zustand sind, in zwei Themen eingeteilt: Für den Schreibtisch und für den Toilettentisch.
Auf dem Schreibtisch sehen Sie Tintenfass, eine feine Schildpattschatulle, Dosen mit Silber und Glas, Visitenkartenetui, Leseglas und einen außergewöhnlichen Brieföffner. Begleitet wird das Arrangement von einem seltenen Queen Anne Leuchter, aus London von 1704 und einem Silberrahmen aus Birmingham von 1927. Die kleine Tischuhr, mit „Schildpatt“-Verbrämung, stammt von der Firma Cartier aus Paris der 80er Jahre, also einer Zeit, als der Handel, die Einfuhr und Verarbeitung von Schildpatt bereits unter Strafe verboten war. Nur Antiquitäten, die vor 1947 gefertigt wurden, unterliegen nicht dieser Bestimmung. Das „Schildpatt“ der Uhr ist ein Imitat aus Kunststoff. Imitate und auch Fälschungen für das echte, teure und schwer zu beschaffende Originalmaterial gab es bereits im 17. Jahrhundert. Meist war es Horn, zum Beispiel vom Büffel, später Zelluloid und heute ist es ein moderner Kunststoff.
Im Bad und auf dem Toilettentisch kommen große und kleine Töpfe, Tiegel, Dosen und Flakons zum Einsatz. Die Toilettendosen sind fast immer mit Glas kombiniert. Kristallglas mit aufwändigen Steinelschliff, oder facettierte, geschnittene, geätzte und gravierte Glasunterteile. Besonderheit dieser Objekte sind die Schildpattdeckel, die allesamt dekorativ mit fantasievollen Silberintarsien im barocken Stil verziert sind. Die großen Silber-Schildpatt-Kristall-Dosen, sind einerseits für Cremes, Badesalze, etc. gut geeignet, aber auch auf dem Kaffeetisch, als Pralinen- oder Gebäckdose ein schöner Hingucker. Zu den sehr persönlichen Gegenständen gehören auch die typisch englischen Schmuckdosen aus Silber und Schildpatt. Sie haben fast immer eine Bodenplatte aus Metall, mal Leder, mal Papier bezogen und ein weiches Innenleben aus Samt oder Satin.
Der ganz persönliche Luxus – man gönnt ihn sich selber oder verschenkt ihn an besondere Menschen. Weihnachten wäre eine gute Gelegenheit.
Eine schöne Adventszeit wünscht Ihnen herzlich
Ihre Kerstin Fahrenson-Baaten