Marken, Meister, Techniken
Englische Silbermarken - die Silberpunzierung
im Vereinigten Königreich
Aktuelle Beispiele aus unserem Warenangebot
London 1754 |
London 1806 |
London 1863 |
London 1902 |
Die englische Silberpunzierung ist im Gegensatz zu anderen Ländern relativ einfach zu erkennen, um sie jedoch richtig zu „lesen“ muss man einige Besonderheiten beachten und am besten ein kleines Nachschlagewerk besitzen. Grundsätzlich zeigt englisches Silber eine Markenreihe, im allgemeinen – bis auf sehr frühe Arbeiten vor 1544 – vier bis fünf Stempel.
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Die Stadtmarke – mark of origin
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Den Jahresbuchstabe – date letter
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Den Feingehaltsstempel für die vorgeschriebenen Silberfeingehalte - mark of fineness
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Den Meisterstempel – maker´s mark
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Die Steuermarke – duty mark, bzw. Sovereingn´s head
Die Stadtmarke:
Jede Stadt hat ihre eigene Stadtmarke, die im Lauf der Zeit auch teilweise modifiziert wurde. Nachfolgend einige Beispiele für bekannte Stadtmarken:
Für die Hauptstadt London der Leopardenkopf, bis 1820 bekrönt, danach ohne Krone.
Die Jahresbuchstaben:
Die Jahresbuchstaben dokumentieren die zeitliche Herstellung eines Silbergegenstandes. Sie sind eine sich wiederholende Serie des laufenden Alphabetes, jedoch nicht immer das vollständige Alphabet. Diese Buchstabenserien unterscheiden sich durch Groß- und Kleinschreibung, Schrifttyp und Umrandung.
Die Buchstabenserien unterscheiden sich auch zwischen den Städten. So wird das Jahr 1836 in London mit einem gotischen, großen A gekennzeichnet, in Birmingham mit einem gotischen großen N.
Es ist fast unmöglich bei dieser Vielzahl und den Unterschieden die Jahresbuchstaben der verschiedenen Städte auswendig zu kennen. Hier braucht auch der Spezialist öfters ein Nachschlagewerk. Das gibt es klein, handlich und preiswert , entweder als „Bradbury´s Book of Hallmarks“ oder „English Silver Hallmarks“ von Judith Banister im Buchhandel. Für jeden Liebhaber von englischem Silber auch ohne „Vorkenntnisse“ sehr zu empfehlen.
Die Feingehaltsmarke:
Der gesetzlich vorgeschriebene Silber-Feingehalt war bis zum Jahr 1696 in allen Städten der sogenannte Sterling-Feingehalt von 925/1000, das Sterlingsilber. Dieser Feingehalt wird in den englischen Städten, bis zur heutigen Zeit, durch die Marke des laufenden Löwen, den lion passant, garantiert. Ausnahmen sind Dublin/Irland, hier zeigt der Garantiestempel von 1636 bis heute eine bekrönte Harfe, Edinburgh, Schottland von 1681 bis 1974 eine Distel und Glasgow, Schottland von 1681 bis 1964, einen nach links steigenden Löwen (siehe auch Stadtmarken).
Beispiele für den lion passant in zwei Formen, |
Im Jahr 1697 wurde der vorgeschriebene Feingehalt erhöht und zwar auf den auch in Frankreich zu dieser Zeit vorgeschriebenen Feingehalt von 958,3/1000. In England bezeichnet man diesen Feingehalt als „Britannia Standard“, dargestellt durch den Löwenkopf – den lion erased und die Figur der Britannia.
Diese Festlegung blieb bis 1720 in Kraft. Danach wurde nach Protesten der Silberschmiede, die diese Legierung für viele Arbeiten für zu weich hielten, der alte Sterling-Standard von 925/1000 wieder zugelassen. Dieser Sterling-Feingehalt wurde wieder der Standardfeingehalt. Die Punzierung für den weiterhin zugelassenen Britannia-Feingehalt von 958,3/1000 findet sich seit dem nur im geringen Umfang auf englischen Silberarbeiten.
Die Meistermarke:
Die Meistermarke zeigt in der Regel die Initialen des Silberschmiedes, manchmal mit dem Zusatz einer Bekrönung, der Hinweis auf einen Silberschmied, der für den Königshof gearbeitet hat. Im Büchlein „English Silber Hallmarks“ von Judith Banister finden Sie auch eine Übersicht über die wichtigsten englischen Silberschmiede und natürlich auch in der „Online Encyclopedia of Silver Marks, Hallmarks & Makers´Marks“ im Internet. Hier ein paar Beispiele:
Robert & Samuel Hennell |
Hester Bateman |
Paul Storr |
Robert Garrard |
Paul de Lamerie |
Die Steuermarke, die als Sovereign`s head bzw. dutymark bezeichnet wird, zeigt den Kopf des regierenden Herrschers, König oder Königin, in den entsprechenden Herstellungsjahren. Diese Marke bestätigte die Zahlung der Steuer nach Prüfung des gesetzlichen Feingehaltes. Dieser Stempel bestand bis 1890. Es gibt 4 Herrscher in 5 Regierungsperioden mit 5 unterschiedlichen Köpfen, siehe rechts, da es für King George III zwei unterschiedliche Darstellungen gibt. Die am längsten geschlagene Marke, nämlich 53 Jahre, war der Kopf der Königin Victoria von 1837 bis 1890.
Jubiläums-Krönungsmarken:
Zu besonderen Gelegenheiten wurden die sogenannten Jubilee Marks und Coronation Marks geschlagen. So zum Beispiel 1934/35 zum Regierungsjubiläum von King George V und seiner Frau Queen Mary (unten) und 1952/53 zur Krönung der jetzigen Königin Elisabeth II.
Und so sieht dann eine ganz typische Markenreihenfolge mit 5 Marken aus.
- Der bekrönte Leopardenkopf als Stadtmarke für London bis 1820
- Der lion passant mit Blick zum Betrachter als Garantiestempel für den Silberfeingehalt 925/1000, bis 1820
- Der Jahresbuchstabe A für London 1796
- Der Sovereign´s head King George III, 2. Stempelperiode 1786 bis 1820, als Steuermarke
- Die Initialen PB AB als Meistermarke für Peter und Ann Bateman, London
Hier ein paar Beispiele:
Silver Plated:
Da wir zwar höchst selten aber dann doch ab und zu ein originelles Objekt in silver plated – ein versilbertes Objekt - vorstellen, möchten wir hier ein paar Bemerkungen zu dem durchaus umfangreichen und interessanten Bereich des „Englischen Silver Plate“, sagen.
Schon Mitte des 18.Jahrhunderts entstand in Sheffield - wie so oft per Zufall- die Technik des Versilberns. Das Grundmaterial des "Old Sheffield Plate", auch "Fused Plate" genannt, war Kupfer, das Verfahren, in dem Silberfolien auf dieses Kupfer aufgeschmolzen wurde, aufwendig. Diese alten "Old Sheffield Plate – Objekte" sind inzwischen kaum noch zu finden und werden teilweise höher als solid silver (massives Silber) gehandelt.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren es die Silberschmiede Elkington, die zuerst eine neue Methode zur Vergoldung und dann zur Versilberung fanden und sich diese im März 1840 unter „galvano-elektrisches Verfahren“ patentieren ließen. Sie ließen sich dieses Verfahren – überzeugt von der erfolgreichen, kommerziellen Vermarktung- auch in Frankreich patentieren, wo es sofort von der berühmten Silbermanufaktur Charles Christofle Paris umgesetzt wurde. Spätestens mit der Weltausstellung in London 1851, auf der das Electro Plated Silber Erfolge feierte, war die ca. 100 jährige Ära der Technik des "Fused Plate" vorbei.
In England hat plated silver Tradition und wurde und wird auch von renommierten Silbermanufakturen hergestellt. Qualität und Design unterscheiden sich dann auch gravierend von „Billigware“. Gute Plated-Objekte sind dementsprechend gemarkt. Diese Markenreihen sind auf den ersten, ungeübten Blick ähnlich den Markenreihen von solid silver, unterscheiden sich jedoch in einem ganz entscheidenden Punkt: Sie tragen keine Silberfeingehaltsmarke, wie den lion passant oder die Britannia-Standardmarke. Dafür ist meist die Marke EP für Electro Plated zu sehen.
Für alle, die sich ausführlicher über dieses interessante Gebiet, informieren wollen, das Baur´s Markenlexikon „ Meister & Marken auf Old Sheffield Plate und Electro Plate", im Buchhandel erhältlich, gibt hier umfangreich Auskunft.
Ein Beispiel:
Deckelschüssel, zweiteilig mit abnehmbarem Griff
E.P für Electro Plated
J D & S für James Dixon & Sons als Hersteller in Sheffield und London (1837 – 1893)
Trompete als Firmensignet
dazu kommt der Verkäuferstempel der Goldsmiths & Silversmiths Company, London