Silbersuite

Leben mit Silber

Geschmacksache

Geschmackssache - Silber für Salz, Pfeffer & Senf

Salz eroberte sich schon früh einen festen Platz in der Kultur der Menschen. Schon die Sumerer, 3000 Jahre vor Christus, wussten Salz zur Konservierung von Lebensmitteln zu nutzen. Salz war zu allen Zeiten begehrt und vielerorts auch rar. Vom Handel in salzarme Regionen zeugen heute noch die „Alten Salzstraßen“, die Vorreiter der später wichtigsten Handelsstraßen. Salz bedeutete Reichtum und Macht. Man sprach vom „weißen Gold“, seinetwillen wurden Kriege geführt, es war Zahlungs- und Tauschmittel, brachte hohe Steuern ein und machte Städte zu wohlhabenden Handelsmetropolen. Anders als die exotischen Gewürze, wie zum Beispiel der Pfeffer, die erst mit den Erschließungen der Seewege und später dem Kolonialismus zu uns nach Europa fanden, stellt die Natur uns das Salz in heimischer Umgebung zur Verfügung – als Stein oder Meersalz. So war zum Beispiel Halle an der Saale, die älteste Salinenstadt Deutschlands mit seinen Solequellen oder auch Cheshire in Mittelengland mit seinen Salzwasserquellen, die in großer Tiefe entspringen,berühmt In riesigen Pfannen wurde über dem Feuer das Wasser verdampft, übrig blieb das Salz. In mediterranen Regionen übernahm diese Aufgabe die Sonne. Durch die Entdeckung des Zechsteinbeckens und dessen riesiges Steinsalzlager, wurde Norddeutschland das kochsalzreichste Gebiet Europas – Städte wie Salzwedel oder Salzelmen zeugen noch heute davon.

Saline in Halle an der Saale

Das so Kostbares bei Tisch in edlen Gefäßen aus wertvollen Materialien serviert wurde, liegt auf der Hand. Die ersten Salzgefäße aus Silber entstanden im Mittelalter und standen auf fürstlichen Tafeln. Sie waren sehr große, fantasievoll gestaltete und reich mit Ornamenten geschmückte Gefäße, die vielfach mit verschließbaren Deckeln gearbeitet wurden. Dies diente nicht nur zum Erhalt der Frische des Salzes, sondern sollte auch vor Giftanschlägen schützen, da Salz leicht mit dem weißen Arsen verwechselt werden konnte. Nur wenige dieser mittelalterlichen Cadenas (französisch für Vorhängeschoß) oder das Nef (aus dem Englischen, Bezeichnung für Silberschiff) also prächtige Salzschiffe, die nur auf den Tischen bei Hof und Adel zu finden waren, sind heute noch erhalten.

 Fruehe Gewuerzgefaesse


Sie waren Status- und Machtsymbole und der Platz des Salzgefäßes auf den großen Tafeln machte Rang und Ansehen der Gäste sehr deutlich. Die Sitzordnung und die damit verbundene Position zum Salzgefäß zeigte den Grad der gesellschaftlichen Anerkennung. Unterhalb des Gefäßes platziert zu werden, war eine Kränkung für Personen mit gesellschaftlichem Anspruch. Da das Gefäß nicht herumgereicht wurde, sondern seinen festen Platz auf der Tafel hatte, wurde eifersüchtig darauf geachtet, in der Nähe des Salzes und damit auch des Gastgebers zu sein. Aber verlassen wir die fürstlichen Bankettsäle und die höfischen Sitten und wenden uns den silbernen Salzgefäßen für den „allgemeinen Gebrauch“ des Salzes“ zu.

Saliere Koeln1700
Im 17. Jahrhundert entstanden kleine, schlichte und offene Versionen von Salzschalen. Sie standen an den jeweiligen Ecken der Tische. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die Salzschalen dem einzelnen Gedeck zugeordnet. Eine im 17. Jahrhundert entstandene und bis ins 19. Jahrhundert weiterlebende Form war international verbreitet und beliebt. Es ist die Form eines Zylinders, der sich an beiden Seiten weitet, in Anlehnung an die früheren Sanduhrformen, und der je nach Herstellungsort und Stilepoche mit einem getriebenen oder gravierten Dekor versehen ist. In unserem Warenangebot finden Sie ein seltenes Beispiel dazu aus der Zeit um 1700 in außergewöhnlicher Qualität und schönes Erhaltung. Im 18. Jahrhundert entstanden in den Werkstätten zahlreiche neue Formen, die von den Silberschmieden immer wieder verschieden variiert und fast immer in Serie hergestellt wurden, um der Mode - pro Gedeck eine Saliere - gerecht zu werden. So sind die meisten frühen Salieren, die wir heute auf dem Kunst- und Antiquitätenmarkt finden „verwaiste“ Einzelstücke einer ehemals ganzen "Schalenfamilie".


Neben den Schalen stehen jetzt auch Dosen mit Scharnierdeckeln neben dem Teller. Diese hatten oft zwei oder mehr Fächer, die neben dem Salz auch für Pfeffer, Muskat oder andere Gewürze gestimmt waren. Wir zeigen Ihnen hier eine Dose aus Augsburg von 1743, mit zwei Fächern und vier Füßchen, sowie eine österreichische GewürzdoseDoppelgewuerzdose Bruenn in Vermeil mit 3 Fächern. Diese kleinen Dosen waren zudem oft Bestandteile von Mundzeugen in den Reiseservicen. In Frankreich wurden im Rokoko, der Hochzeit auch für den Rocaillestil, muschelartige Salzschälchen en vogue. In der klassizistischen Epoche sieht man neben Salieren in Schiffchenform (die nichts mit den frühen Salzschiffen gemein haben) vermehrt Schälchen mit Glaseinsätzen- farblos oder blau – und durchbrochener Silbermontierung. Vorteil dieser Gewürzgefäße, das Salz liegt im Glas, das Silber ist vor Korrosion geschützt. Das 19. Jahrhundert brachte neben Klassischem, fantasie-bis humorvolle Gewürzgefäße - Salieren in Tierform, Schlitten, Schubkarren oder wie hier zu sehen, ein beleibter Adelsmann im mittelalterlichem Gewand, der dem Fass, in diesem Fall dem Salzfass, zuprostet. Es ist eine Arbeit, die in Berlin um 1850 entstand. Während man Gewürzstreuer, so auch die Pfeffer- und Zuckerstreuer schon im 18. Jahrhundert benutzte, sind Salzstreuer erst Ende des 19. Jahrhunderts im Einsatz. Patente aus Deutschland von 1891 und 1899 und aus England von 1893 belegen die Suche nach einem wirklich tauglichen Streuer. Richtig gut funktionieren diese aber erst, nachdem der amerikanische Salzhersteller Morton Salt 1911 die Rieselfähigkeit des Salzes ermöglichte. Dieses „Problem“ kannten die seltenen Streuer, die als entzückendes Eulenpaar gestaltet sind, nicht. Sie stammen aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts.

 



Salieren und ihre Formen:

Beispiele Salieren

Die sogenannten Salieren, ob als offene Schalen oder Deckeldosen sind im eigentlichen Sinne alle Gewürzgefäße, denn sie wurden auch für Pfeffer und andere Gewürze, wie Muskat, Chilli oder auch Kräuter verwendet. Besonders deutlich wird dies bei den Doppelschalen oder Dosen mit mehreren Fächern. Eine Seite für das Salz, die andere für den Pfeffer. Pfeffer kam aus Asien, im 17. Jahrhundert vorwiegend aus Indien und gelangte über Portugal, das streng über sein Monopol wachte, in die übrigen europäischen Länder. Pfeffer war ein Luxusartikel, kostbar und teuer und zeitweise sogar in Gold aufgewogen. Der Pfeffer wurden in Dosen aufbewahrt und in kleinen Portionen gemahlen, bevor er auf den Tisch kam. Schon aus dem 16. Jahrhundert sind silberne Streuer in Birnenform bekannt. Unten ein Beispiel aus dem Warenangebot, ein seltener Vierersatz von Salieren und Pfefferstreuern aus London 1799, daneben zwei Silbermühlen aus Birmingham 1911.

Fuer Pfeffer


Die Tischpfeffermühle ist eine „moderne“ Erfindung, für sie gibt es keine alten Beispiele. Die ersten Pfeffermühlen wurden wohl von den Gebrüdern Peugeot im Jahr 1842 hergestellt. In vielen alten Silber-Pfeffermühlen aus dem Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, die ich in der Silbersuite schon anbot, steckte als „Innenleben“, ein Mahlwerk von der Firma Peugeot.

Kommen wir zu den Senfgefäßen. Senfpflanzen werden auch auf unseren heimischen Feldern angebaut, vorwiegend im Osten und Süden Europas, aber auch in Frankreich, Deutschland und Holland. Senf und Meerrettich waren über Jahrhunderte die einzigen „scharfen Gewürze“ die den europäischen Hausfrauen und Köchen zur Verfügung standen und waren dementsprechend weit verbreitet – weder sehr teuer, noch selten, noch exotisch. Wohl auch ein Grund, warum Senf selten in kostbaren Silbergefäßen auf den Tisch kam. Von König Ludwig dem XIV. ist zwar historisch überliefert, dass er viele vergoldete Senfgefäße besaß, die für Senfpulver gedacht waren, aber eher Zuckerstreuern im Kleinformat, ähnelten. Die Sitte, nicht nur beim französischen Hof, den Senf in Pulverform zu verwenden, verlor sich im Laufe des 18. Jahrhunderts. Die zweite, sehr beliebte Variante, mit Senf zu würzen, war als Paste. Traditionell wurde das Senfpulver mit Traubenmost vermischt. Daraus leitet sich übrigens auch das altfranzösische Wort „mostarde“ und das englische „mustard“ ab. Auch in Deutschland wird heute noch in einigen Gegenden Senf als Mostrich oder Mostert bezeichnet. Seit dem Mittelalter bewahrte man den Senf, in kleinen Holz- oder Steingutfässchen auf, die auf der Anrichte standen. In Anlehnung an diese Fässchen fertigten die Silberschmiede vergoldete Silberpendants für die Prunktafel. Auch die zylindrischen, kleinen Humpen, wie sie vorwiegend in England beliebt sind, erinnern an diese Tönnchen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelten sich, je nach Zeitgeschmack, vielerlei Varianten.

Senftoepfe
Grundform aber blieb der „Topf“ mit einem Scharnierdeckel, der Aussparung für den Senflöffel und meist einem seitlichem Henkel. Ein dem Klassizismus zuzuordnender Senftopf ist unser Beispiel aus Süddeutschland um 1830. Der kürbisförmige Behälter wird von drei Schwänen getragen, die auf einem flachen Sockel verschraubt sind, der üppig verzierte Henkel ist mit einem Pferdekopf gestaltet – typische Empireelemente. Im gleichen Stil, den gleichen Schwänen als Stützfiguren, aber nicht aus der gleichen Zeit, präsentiert sich der Senftopf, der hier als Behälter ein blaues Glas hat, dass von feinen Silberranken gehalten wird. Es ist mal wieder ein besonders schön gelungenes Historismus-Objekt, gefertigt nach altem Vorbild, aus der Silberstadt Hanau um 1900. Auch die Silbermanufaktur Wilkens aus Bremen orientierte sich ganz offensichtlich in Form und Gestaltung des 1903 gearbeiteten Senftopfes, an barocken Vorbildern. Der schlanke Senftopf mit dem gewölbten Stand und den geschwungenen Zügen könnte – wenn die Marken nicht Anderes sagen würden – als eine Arbeit aus Celle um 1750 gelten.

Von den Pfeffermühlen, in die ganze Körner kommen, mal abgesehen, sollten Silbergefäße für Salz und Senf dem Servieren bei Tisch vorbehalten bleiben. Keiner käme auf den Gedanken, in der kostbaren Silberschüssel - oder Platte, Reste des Essens im Kühlschrank aufzubewahren. Dies sollten Sie ebenso wenig den Salieren, Fässern und Streuern zumuten. Ausnahme sind diejenigen mit Glasbehältern. Salz korrodiert bei längerem Stehen das Silber, teilweise leider sogar das vergoldete. Auch der Essig und andere Zutaten im Senf sind für das Silber mit der Zeit problematisch. Nichts, was man bei echtem Silber, im Gegensatz zu versilberten Oberflächen, nicht wieder auf Hochglanz bringen könnte. Das wäre in dem Falle aber eine sehr mühevolle Arbeit mit Spezialmitteln oder sogar Polierer. Da ist es doch einfacher, Salz und Senf zur Aufbewahrung zurück ins Originalglas zu tun und dem Silber den dekorativen Part bei Tisch und Tafel zu überlassen.

Salzloeffel
Zum Schluss möchte ich Ihnen noch ein Geschenk machen. Die alten, originalen oft sehr kunst- und fantasievoll gemachten Salz- und Senflöffel, in der Größe gerade passend für Gewürzschale oder Senftopf, gibt es nur noch selten bis gar nicht mehr zu finden. Das war wohl immer das Erste, was verloren ging . Gute Alternativen sind Löffelchen aus Bein oder Horn, es gibt sie auch aus Buchsbaumholz und anderen Materialien neu zu kaufen. Aber eigentlich, finde ich, gehört in ein antikes Gefäß auch ein alter Löffel. Seit gut 20 Jahren hatte mein Mann, wann immer er ihrer habhaft werden konnte, Löffel gekauft, aus Konvoluten gefischt und gesammelt. So gibt es eine große Zigarrenkiste voll mit Salz- und Senflöffeln, von denen ich Ihnen hier ein paar zeige. Wann immer Sie in diesem Jahr eine Gewürzschale oder ein Senfgefäß kaufen, schenke ich Ihnen den passenden Löffel dazu. Dabei ist es wichtiger die richtige Größe zu nehmen, als den gleichen Herstellungsort oder die Zeit. Der Stil muss passen. Wert dieser seltenen Löffel, je nach Größe und Alter 40 bis 120 Euro. Natürlich müssen Sie vorher diesen Artikel gelesen haben, sonst können Sie es ja nicht wissen. Ich bin gespannt!

Herzlichst

Ihre Kerstin Fahrenson-Baaten

 

 

 

 

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