Silbersuite

Leben mit Silber

Gute Besserung

...Silber im "Pfegedienst"

Mal ehrlich, zurzeit kennt doch jeder jemanden, der krank ist. Auch die Statistik bescheinigt hohe Krankenstände. In der Fernsehwerbung läuft gefühlt 95 Prozent Werbung für Arzneimittel gegen Erkältungen und Grippe. Meine kluge Großmutter pflegte stets zu sagen: Eine Erkältung dauert mit Medikamenten 7 Tage, ohne 1 Woche. Da ist was Wahres dran, ohne die Linderung durch Hustensaft und Nasenspray in Frage stellen zu wollen. Bei all dem Überangebot der pharmazeutischen Versprechungen, werden oft zwei wichtigeFrisiertisch 2 Dinge vergessen, die sehr erfolgreich zur Genesung beitragen: Eine Umgebung zum Wohlfühlen und liebevolle Fürsorge. Ich weiß wohl, bei der Schlafzimmergestaltung gehen die Meinungen weit auseinander. Während viele eine bewusst spartanische „Schlafkammer“ mit weißen Wänden ohne sonstige Ablenkung für einen guten Schlaf notwendig erachten, gehöre ich ganz sicher zur Gegenpartei. Mein Schlafzimmer ist genauso gemütlich, wie mein Wohnzimmer. Sanfte Farben, dimmbares Licht, ein kleiner Sekretär mit Büchern und CD-Player, ein Tisch mit Spiegel und allerlei Tiegel, Töpfen, Flakons und Bilderrahmen aus Silber, ein großes Bett mit edler Bettwäsche und nach amerikanischem Vorbild, drei doppelte Kissenreihen. So fühle ich mich wohl, denn mein Bett ist nicht nur ein Platz zum Schlafen, hier verbringe ich auch gerne verregnete Sonntagsnachmittage mit der Wochenendausgabe der" Süddeutschen" oder ein romantisches Sektfrühstück.
Übrigens, welche wichtige Rolle eine Wohlfühlumgebung bei der Gesundung spielt, zeigt sich neuerdings in den Krankenhäusern, vornehmlich noch in den USA, mehr und mehr auch bei uns, die die Krankenzimmer mit pastelligen Farbwänden, beruhigenden Bildern und hübschem Interieur ausstatten und das Pflegpersonal auch mal mit Hawaiihemden und Blumenblusen ihren Dienst tun. Noch wichtiger ist eine liebevolle Führsorge. Jemand der tröstet und bedauert (tut mir immer ganz besonders gut), die Kissen aufschüttelt, frischen Tee bringt, die pünktliche Medikamenteneinnahme überwacht, einen mit leichten Speisen verwöhnt und die Zeit verkürzt. Das hierbei bei mir – und wohl vielen anderen Silberliebhabern, auch Silberobjekte ihren „Dienst“ tun, mag nicht wirklich verwundern.

Silber hat Heilwirkung: Das wussten man schon im Altertum Hippokrates und später Paracelsus und auch Hildegard von Bingen, die es alle zur Krankheitsbehandlung empfahlen. Fakt ist, dass Silber antibakterielle und auch antimikrobielle Wirkung hat, also nicht nur Bakterien, sondern auch Viren und Pilze bekämpfen kann. Das liegt an den Silberionen, die heute auch in der modernen Medizin, zum Beispiel bei der Wundbehandlung, verwendet werden. Früher setzte man auf Silberbecher- und Teller und natürlich auch auf Silberbesteck.

Galerietablett vKempen„Grundausstattung“ für ein Essen im Bett – ob krankheitsbedingt oder zum Sonntagsfrühstück – ist ein Silbertablett. Am besten mit einem Rand oder Galerie – so rutscht nichts herunter – und zwei Griffen, damit man das Tablett leichter gerade abstellen kann, ganz so wie das hier gezeigte Galerietablett von der berühmten niederländischen Manufaktur van Kempen & Zonen. Zum Mittag wird eine kräftige Brühe mit Einlage serviert. Die kleine, barocke Deckelterrine stammt aus Augsburg der Zeit 1765-67 und ist den berühmten und seltenen Wöchnerinnenschüsseln sehr ähnlich. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war es speziell in Deutschland Brauch, dass Nachbarinnen der Wöchnerin in der ersten Zeit eine kräftige Fleischbrühe zur Rekonvaleszens, sowie Wein und Brot brachten, damit die junge Mutter wieder zu Kräften kommen konnte. Beim Adel und wohlhabenden Großbürgertum, wurde dafür eine kostbare Deckelschüssel aus Silber angefertigt, die der Ehemann oder auch der Pate des Kindes der jungen Mutter zum Geschenk machte. Der Deckel dieser Schüsseln war flach und/oder mit kleinen Füßen ausgestattet, sodass man ihn umdrehen und als Teller benutzen konnte. Das geht bei dieser Terrine nicht, die einen gewölbten Deckel mit einem erhabenen Blumenknauf hat. So aber kann sie, abseits des hoffentlich seltenen Krankeneinsatzes, als Terrine auf dem schön gedeckten Tisch das ganze Jahr glänzen.

WoechnerinnenschuesselBarocke Wöchnerinnen-Schüssel Augsburg 18. Jahrhundert

Viel trinken, lautet der ärztliche Rat, stilles Wasser und je nach Beschwerden Fenchel- oder Salbeitee. Dieser sollte heiß getrunken werden und nicht zu lange stehen, da Kräutertees schnell bitter werden. Am besten also öfters einen Tee frisch aufbrühen. Dann reicht eine kleine Kanne für 2 Tassen Tee, so wie die hier gezeigte Teekanne aus England 1906, die Teekanne Birmingham 1906gerne als „Bachelor“ bezeichnet wird, eben ein Kännchen für eine Einzelperson.

Ursprünglich für die Fütterung von Kleinkindern, später auch für kranke und gebrechliche Menschen verwendet, gab es seit dem 16. Jahrhundert sogenannte Pap Boats. Kleine, flache Schiffchen, ähnlich kleiner Saucieren, aber ohne Griffe und Füße. Diese Schiffchen gab es in vielen Materialien, die kostbarsten in Silber, die vor allem in England seit dem frühen 18. Jahrhundert gefertigt und benutzt wurden. Man verabreichte einen halbflüssigen Brei, meist aus Brot, Milch und Zucker, in das auch Arzneimittel gemischt werden konnten – wenn man so will, eine frühe „Schnabeltasse“ de luxe. Das Wort „Pap“ soll aus dem Skandinavischen stammen und aus dem Geräusch abgeleitet sein , das ein Baby mit dem Mund macht, kurz bevor es gefüttert wird. Silber - Pap Boats sind selten und nur vereinzelt auf dem Markt noch zu finden. Oft fälschlicherweise als Saucieren oder auch Sahnekännchen angeboten – (aber warum auch nicht, wenn es passt, erlaubt ist, was gefällt) – sind sie heute vor allem mal Sammelobjekte, je früher, je gefragter. Da die Pap Boats mehr in England und auch in den USA verbreitet waren, sind Pap Boats aus anderen Ländern, wie hier das aus St. Peterburg 1818, besonders begehrt.

2 Pap Boats

Ein ganz besonderes Silberstück im Dienste der Medizin, ist dieser große und seltene Medizinlöffel. Die Hanauer Traditionsfirma Schleissner & Söhne fertigte ihn um ca.1900 und gestaltete ihn aufwändig mit symbolträchtigen Motiven und Schriftbändern. In der Innenseite der Laffe ist das Bildnis der Anna selbdritt (selbdritt, altdeutsch für zu dritt) eingraviert, die Darstellung der heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind. Eine der ältesten Darstellung von Anna selbdritt finden wir aus dem 13. Jahrhundert in der Nikolaikirche in Stralsund, die berühmteste um 1500 von Leonardo da Vinci. Die heilige  Anna ist (unter anderem) Schutzpatronin der Mütter, für Kindersegen und glückliche Geburt, für etliche Berufe, wie Bergleute, Knechte, Müller, Drechsler, Schmiede, etc., sie soll bei Fieber, Kopf, Brust -und Bauchschmerzen helfen, vor Pest und Geisteskrankheiten schützen. Die Rückseite ziert der Vierte der sogenannten Nothelfer, es gibt 14 an der Zahl, 14 Heilige aus dem zweiten bis vierten Jahrhundert, der heilige Blasius, Bischof von Sebaste (Armenien). Auch er ist Patron vieler Handwerksberufe, zudem Helfer bei Halsleiden, Geschwüren und Pest. So sind auch die Attribute der verschiedenen Handwerke auf der Vorderseite des Löffelstiels zu verstehen. Dazu gesellt sich ein weiterer Nothelfer, der heilige St. Georg, römischer Offizier und christlicher Märtyrer, der uns durch die Legende auch als Drachentöter bekannt ist und (neben weiteren Aufgaben) ebenfalls für Hilfe bei Fieber und Pest angerufen wird.

Medizinloeffel details
Sicher kann der Medizinlöffel zur Gabe von Tropfen oder Hustensaft verwendet werden, obgleich die Laffe recht breit ist. Dafür würde sich der kleine Medizinbecher mit der Schlange um den Henkel besser eignen. Der (hier gebogene) Stab mit der Schlange, der Äskulpstab, war ursprünglich ein Attribut des Asklepios, des Gottes der Heilkunde in der griechischen Mythologie. Heute gilt er als Symbol der Ärzteschaft und Apotheker. Ich sehe den Medizinlöffel eher als ein besonderes Geschenk für Menschen, die sich um das Wohl und die Gesundheit anderer kümmern, aber auch als Talisman für Glück und ein langes, gesundes Leben.

Allen, die gerade das Bett hüten müssen, wünsche ich von ganzem Herzen:

Gute Besserung!

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