Silbersuite

Leben mit Silber

Osterbrunch

Tante Sophie kommt! Das ist so erstaunlich, wie bemerkenswert. Ich freue mich! Einst Bühnenstar und Ehefrau eines Reeders hat sie die Welt bereist und in Metropolen vieler Länder gewohnt. Ihre letzte Wahlheimat Genf hat sie indes seit über 10 Jahren nicht mehr verlassen. Nun jedoch entschloss sie sich, für alle überraschend, zur Taufe des Zwillingpärchens ihrer Großnichte, noch einmal nach München zu reisen. Die Taufe findet direkt nach Ostern statt und so kommt die alte Dame über die Feiertage. Die Nichte und ich sind seit Kindertagen befreundet und da sie ein großes Fest zur Taufe ausrichten muss, habe ich am Ostersonntag zum Brunch zu mir aufs Land eingeladen.

Tante Sophie ist eigentlich keine „echte“ Tante. Durch ihren Bruder, der erst Großkunde meines Vaters war und dann Freund undOsterhase mit Kohlkopf später als „Onkel“ unentbehrlicher Bestandteil unserer Familie wurde, kam auch Sophie in unser (Familien-) Leben. Früh verwitwet verbrachte sie viel Zeit mit ihrem Zwillingsbruder und damit auch viel Zeit mit unserer Familie – aus Sophie wurde Tante Sophie. Schwester und Bruder kamen aus preußischem Adelshaus, wuchsen in Paris auf. Während Onkel P sehr bodenständig lebte, war und blieb Tante Sophie stets eine Diva, eine Grande Dame par excellence, kapriziös, aber mit Charme, Humor und großem Herz. Wie herzlich und offen sie sein konnte, durfte ich erleben, als ich, junge Neunzehn, mit einer Freundin von einem Nizza-Urlaub auf dem Heimweg nach München war. Am Abend vor der Abreise wurde meine Tasche gestohlen - keine Ausweise, kein Geld mehr. Das restliche Urlaubsbudget meiner Freundin würde gerade so für die nötigen Tankfüllungen reichen. Durch die Formalitäten bei der Polizei, fuhren wir viel zu spät los und waren so bei stockdunkler Nacht und strömendem Regen gegen halbelf erst vor Genf. Völlig übermüdet entschied ich nicht weiterzufahren. Die Aussicht hungrig die Nacht, unbequem zu zweit in einem Mini am Straßenrand zu verbringen, gaben mir den Mut zu so ungehörig später Stunde bei Tante Sophie anzurufen. Eine gut gelaunte Sophie nahm den Hörer ab: Kommt nur, ich habe ein paar Freunde zu Gast und vom Büffet ist auch noch reichlich da". Als ich wenig später klingelte, betrat ich in eine andere Welt: Damast bezogene Wände, an denen Alte Meister in schweren Goldrahmen hingen, Jugendstillampen vom Feinsten, Ottomanen mit Samt und Seide bezogen, Brokatkissen in Fülle – und überall prächtige Silberkandelaber. „Ich liebe Silber“, gestand sie mir einmal. Das konnte man sehen. Auch auf dem Büffet überall Silber - Platten, Schüsseln, Etageren, Leuchter, Kannen, Vasen und Champagnerkühler. Wow. Die 15 Gäste, Künstler, Schauspieler und Exilrussen in fortgeschrittenem Alter bestaunten die beiden braungebrannten Mädels im Hippielook - und wir staunten zurück. Ein unvergessener Abend. Für die Nacht wurden wir in einem kleinen Hotel einquatiert und konnten, ausgeschlafen und mit einem „Notgroschen“ ausgestattet, am nächsten Morgen die Reise fortsetzten.

Nach wie vor schreiben wir uns regelmäßig, gesehen aber habe ich Tante Sophie seit vielen Jahren nicht. Um so mehr freue ich mich jetzt über ihren Besuch und möchte ihn so stilvoll wie möglich gestalten. Mit dem Luxus und der Opulenz, die ich einst kennenlernen durfte, kann ich hier, in meinem Landhaus auf dem Dorf nicht mithalten. Das muss es auch nicht. Einen glanzvollen Festtagstisch, wie sie ihn liebt, kann ich dennoch zaubern. Was nicht aus dem eigenen Besitz zur Verfügung steht, wird aus den „Waren-Schätzen“ der Silbersuite entliehen:

EpergneFangen wir, ganz unüblich für die Silbersuite, mit einem versilberten Objekt, wenngleich ein ganz besonderes, an: Eine Blumen-Epergne mit neun! Flötenvasen aus England um 1910. Das seltene und höchst originelle Centerpiece stammt von der Firma Mappin & Webb, die für Ihre qualitätsvoll gefertigten Silberobjekte aus London und Sheffield bekannt waren. Mit ebensolcher Sorgfalt und gleicher Qualität fertigten Sie auch ihre versilberten Objekte. Für eine Festtafel sind echte Blumen natürlich besonders apart, als Tischschmuck für alle Tage, empfehle ich edle Seidenblumen, da speziell die kleinen Vasen nur wenig Wasser aufnehmen, was durstige Blumen innerhalb eines Tages aufgebraucht haben. Epergnen, ob nun mit Vasen, Schalen oder in Kombination mit Glas, wurden meist aus versilbertem Material gearbeitet. Mit Vasen, tauchen sie erst Ende des 19.Jahrhunderts auf, die frühen Silber-Epergnen des 18. Jahrhundert mit ihren zahlreichen Schalen und Körbchen sind meist nur noch in Museen zu bewundern und kosten, findet man sie auf dem freien Markt bis zu 40.000 Euro und mehr. (Siehe dazu auch im Silberlexikon unter E.)

Ein ebenso seltenes, wie ausgefallenes Stück ist der Speisewärmer aus Sheffield 1900. In englischen Nobelhotels finden wir diese speziellen Deckelschüsseln noch auf dem Frühstücksbüffet, dann aber natürlich in Hotelsilber, also plated. Auch diese Speisewärmer sind nicht oft in Silber gefertigt worden, dies jedoch ist ein Silberexemplar und mit zweieinhalb Kilo Silbergewicht ein ganz prächtiges dazu. Der hohe, eiförmige Deckel klappt beim Öffnen unter die Schale und zeigt im Inneren zwei Einsätze über der tiefenSpeisewaermer Schüssel. Diese wird mit heißem Wasser gefüllt, das Silber und Speisen wärmt. Natürlich kann die Schüssel auch ohne Einsätze genutzt werden. Dann sorgt nur noch die Abdeckung, dass das Essen nicht abkühlt. Den Deckel ziert ein üppiges Dekor mit Ranken und großen Muscheln, das obere, glatte Medaillon trägt eine Inschrift: “PRESENTED TO THE REV. JOHN BRENNER BILL BY HIS PARISHIONERS & FRIENDS ON THE OCCASION SEMI-JUBILEE OF HIS MINISTRY IN KIRKMICHAEL- PARIS MAY 2nd 1901” Überreicht an Reverent John Brenner Bill von seinen Gemeindemitgliedern und Freunden anlässlich des Halbjubiläums seines Dienstes in der Kirkmichael Gemeinde, Mai 1901. Für mich stets eine schwierige Entscheidung, belasse ich die Inschrift oder entferne ich sie. Hier habe ich mich ganz eindeutig für einen Verbleib entschieden, gibt sie dem Objekt doch Authentizität, „ Leben“ und Historie. Kirkmichael liegt abseits der Touristenrouten in den Schottischen Highlands, die Gemeinde blickt auf eine bewegte Geschichte zurück.

Nach dem gleichen Prinzip funktioniert die luxuriöse Butterkühldose, selten, aber ein sehr typisches Wiener Silberobjekt. Der halbkugelige Deckel wird aufgeklappt, „verschwindet“ aber nicht unter der Schale, sondern im Inneren. Dann gibt sie den Blick auf einen Gittereinsatz frei, auf dem die Butter liegt, gekühlt durch das Eiswasser in der Schale. Mitgeliefert wird übrigens eine passende Glasschale, die original nie zu diesen Butterkühlern gehörte, aber ganz praktisch – zum Beispiel für Kaviar - sein kann.

Zu Ostern kommt bei mir traditionsgemäß der erste Spargel auf den Tisch. Stilvoll wird er in einer speziellen Spargelschale und mit einer passenden Spargelzange serviert. Spargelschalen sind immer im Durchbruchdekor gearbeitet, damit das Wasser abtropfen kann. Es braucht also dazu eine Platte darunter, aus Porzellan oder gerne auch aus Silber. Das Henkelkörbchen aus London 1812 ist eigentlich ein Zuckerkorb oder wie die Engländer sagen sweet dish, für Gebäck oder Pralinen, hier dient es mir als dekorative Alternative zur Sauciere für die Zitronenmayonnaise. Und noch eine Rarität steht auf dem Tisch, ein früher Toastständer George II aus London 1774, wohl einer der ersten Exemplare überhaupt. Brot zu rösten war bereits im Mittelalter bekannt und beliebt. Mit einer Gabel, die einen verlängerbaren Griff hatte, der toasting fork, wurde das Brot über dem Feuer geröstet. Toast in Scheiben ist erst seit dem 18. Jahrhundert bekannt, die ersten passenden Ständer dafür erscheinen in England um 1775. Diese frühen Toastständer wurden sehr filigran gearbeitet. Gebogene Drähte sind mit dünnen Stäben, die durch Ösen geschoben werden, an der Unterseite befestigt. So besteht dieser Toastständer aus 26 Einzelteilen!

Nicht nur auf dem Ostertisch ein amüsanter Hingucker: Der große, bis ins kleinste Detail naturalistisch nachgebildeter Hahn, ein Salzstreuer aus Amsterdam. Die New Yorker Austernschale von 1900, hier mit den ersten Erdbeeren bestückt, kennen Sie schon aus dem Warenangebot. „Neu“ ist das Paar Zuckerstreuer aus Augsburg der Zeit 1769-1771, ein süßer Traum für Früchte und Sammlerherzen.

Details

Neben herzhaften Gerichten, gehören zum Osterbrunch Hefezopf, Kuchen, kleine Törtchen, Schokladeneier - und natürlich Heißgetränke. Die süßen Leckereien werden auf Salvern, kleinen Anbiettabletts präsentiert. Die Torte steht aus einem glatten Salver aus London 1771, die Petits Fours werden auf einem reich verzierten Tablett aus Edinburgh von 1750 serviert. Ebenfalls von schottischer Herkunft ist das in Form und Dekor außergewöhnliche Teeservice aus Glasgow von 1863. Neben geschwungen Bändern, die sich rund um die Kannen und die Dose winden und zwei großen Kartuschen auf Vorder – und Rückseite, sind die Stücke mit einem aufwändig gravierten Gittermuster überzogen, das dem Silber, ähnlich wie bei einem Diamantschliff, besondere Glanzeffekte verleiht. Mal etwas wirklich Ausgefallenes! Obwohl das Service zusammengehört und eine wunderbare Gesamteinheit bildet, biete ich die Teile einzeln an. Die hohe Kanne, die als Heißwasserkanne gefertigt wurde (was aus den Wärmeunterbrechungen des Griffes ersichtlich ist), stellt durch Form und Anmutung eine ideale Weinkanne (oder sonstige Kaltgetränke) dar und auch die Milchkanne mit einem Inhalt von .. ist als kleine Schenkkanne gut geeignet. Die Dose, die fast so groß wie die Teekanne selbst ist, kann ich mir mit einer Solokarriere als Keksdose vorstellen. Jedes Teil für sich ein Highlight, gesamt ein kleines Kunstwerk.

Service Glasgow 1863
Was verbinden wir mit Frühling? Zartes Grün, Blütenbäume, Tulpen, Vogelgezwitscher und ja richtig – die ersten Schmetterlinge. Was passt also schöner zu einem Osterfrühstück als ein "Schmetterlingsbesteck". Obwohl der Entwerfer als unbekannt gilt, gehört das dänische Besteck „Sommerfugl“ -Sommervogel oder Schmetterling- zu den berühmtesten Bestecken des Jugendstils. Es ist beliebt und gesucht und vor allem ausgefallene Vorlegteile sind selten zu finden. Feines Hammerschlagdekor überzieht die Besteckteile, am Griffende hat ein naturalistisch ausgearbeiteter Schmetterling seine Flügel ausgebreitet. In einer Publikation habe ich gelesen, Sommerfugl wird dem Entwerfer Poul C.Lütgen zugeschrieben, was nicht eindeutig nachgewiesen werden kann. Die Produktion dieses schönen Besteckes kommt zum Großteil von der Firma Frigast in Kopenhagen, aber auch andere Firmen haben es gefertigt. Die Silbersuite konnte ein interessantes Konvolut erwerben, dabei sind vollständige Sätze von Kuchengabeln und Mokkalöffeln dabei, sowie seltene Vorlegeteile wie Marmeladenlöffel, kleine Kellen, Salz- und Kandislöffel, Zuckerzangen, Tortenheber, Buttermesser, Grapefruitbesteck und einiges mehr: Als besondere Einzelteile oder Ergänzung zu Vorhandenem.

Sommerfugl
Fast hätte ich IHN vergessern, dabei ist ER an diesem Tag doch die "Hauptperson": Der Osterhase! Hier sitzt er aus massivem Silber gegossen auf einer Marmorplatte, vor sich seinen geliebten Kohlkopf, edel vergoldet  - und hilft mir die Gäste gebührlich zu begrüßen.

Der Tisch ist gedeckt, ich bin´s zufrieden. Tante Sophie kann kommen!

Ich wünsche allen Kunden und Freunden der Silbersuite

Ostergruss

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