Silbersuite

Leben mit Silber

Besondere Bestecke1

Tischlein deck dich - mit besonderen Bestecken

Wohl jeder, der Silber liebt, sammelt und mit ihm lebt, wird ein Essbesteck aus Silber haben - für jeden Tag oder besondere Anlässe. Gekauft, geerbt oder gesammelt. Es ist Ansichts- und Geschmacksache, ob man sein Besteck komplett aus einem Guss, vom Suppenschöpfer bis zur Zuckerzange, alles im gleichen Muster/Fabrikat bevorzug oder es schön und interessant findet, „artfremde“ Bestecke dazu zu mischen: Eine außergewöhnliche Kelle, ein besonderes Dessertbesteck, originelle Butter-oder Obstmesser, dekorative Kuchenheber und Mokkalöffel. Eine Freundin von mir, ausgemachte Silberliebhaberin, Sammlerin von Augsburger Silber und dazuLoeffel3 hinreißende Gastgeberin, deckt Ihren Tisch mit Besteck (Messer und Gabel) im schlichtem Augsburger Faden Muster und kombiniert dazu ganz unterschiedliche Löffel aus Augsburg des frühen 18. Jahrhunderts, alles ausgefallene Unikate - was für ein Augenschmaus! Die „großen“ Bestecke 180, 240 und mehr Teile, für die es große Besteckkisten -und Schränke mit vielen Schüben gab/gibt, kamen erst mit der Industrialisierung, den großen Silbermanufakturen in Mode, die sich circa ab Mitte des 19. Jahrhunderts etablierten. Wilkens & Söhne, Koch & Bergfeld, Bruckmann, Franz Bahner, um nur ein paar wichtige, deutsche Firmen zu nennen. Der Anfang der industriellen Herstellung von Essbestecken begann jedoch in Großbritannien, in Sheffield. Im 18. Jahrhundert war man ein wenig „bescheidener“. Abgesehen von den umfangreichen Bestecken für fürstliche Tafeln, wurden Essbestecke – in der Regel Messer, Gabel, Löffel – für 6 oder 12 Personen gefertigt, meist in dazugehörigen Lederkästen oder Holzschatullen, in Formen und Mustern, die bis heute nichts an Aktualität und Beliebtheit verloren haben: Augsburger Faden, Spaten, Perl- und Kreuzband, Louis XVI, Hanoverian, Kings-und Queens Pattern.

Besteckkaesten einst und jetzt

Auch was die Vorlegeteile anbetraf war die Auswahl übersichtlich. Sie wurden als dekorative und auch nötige Einzelstücke dazu gekauft. Ein Tranchierbesteck mit Hirsch und Fasan geschmückt, Heber mit aufwändigen Durchbrucharbeiten und Ebenholzgriffen, mächtige Schöpfkellen, Kloslöffel und übergroße Vorlegelöffel mit fantasiereichen Verzierungen, sowie vergoldete Tee-und Kaffeelöffel. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich – hier vor allem in Frankreich und – ja, auch in den USA, ein Reichtum an Besteckvielfalt, der staunen lässt. Kein Lebensmittel, für das es nicht ein passendes Besteckteil gab: Spargel, Tomaten, Erbsen, Erdbeeren, Orangen, Oliven, Schnecken, Austern, Hummer, Salat, Pasteten, Ragout, Wachtelbeine, Gänsekeulen, Markknochen, Salz, Senf, Brot, Butter, Eis, Kuchen, Limonade und, und, und. Berühmte Silberfirmen, wie Puiforcat, Odiot, Christofle, Gorham oder Tiffany, überboten sich an Formen und Mustern. Aber auch kleinere Werkstätten und Silberschmiede in ganz Europa schufen jetzt, fern des „Gesamtkonzeptes“, originelle Einzelstücke und eigenständige Bestecksätze. Wer es mag, viele Möglichkeiten seine Tafel, ob beim Dinner oder Nachmittagstee, mit ganz unterschiedlichen, aber sehr besonderen Bestecken zu schmücken. Wie wäre es mit einem Satz von englischen Buttermessern aus Sheffield von 1904, mit Griffen, die an Pistolen erinnern und entsprechend als „pistol handles“, Pistolengriffe bezeichnet werden. Auch das Dessertbesteck aus London von 1906 oder das Kuchenbesteck aus Augsburg von 1827 können wunderbar zu anderen Bestecken ergänzt werden. Gerne wurde bei Besteck Silber mit anderen Materialien kombiniert. Griffe aus Horn, Ebenholz, Porzellan, Perlmutt und Elfenbein, die Oberteile, bei Messern, wie Gabeln, waren aus Silber. Mit Ausnahme der Tafelmesser und Tranchierbestecke, da Silber viel zu weich für das Schneiden von Fleisch war. Hier kam Stahl zum Einsatz. Für das Umgekehrte, Griffe aus Silber und Oberteile aus Perlmutt, Elfenbein oder auch Schildpatt sind Kaviarmesser und Salatbestecke zu nennen. Perlmutt Elfenbein

Viele Objekte wurden ohnehin als Einzelstücke gefertigt: Traubenscheren, kunstvoll dekoriert mit Weinblättern und Tieren wie Eichhörnchen und Fuchs. Heber, nicht selten kostbare Unikate, mit meisterlichen Säge-oder Durchbrucharbeiten. Auch Kuchenheber, so wie der, den Sie auf dem Eingangsbild sehen, ist als Einzelstück gedacht und gemacht. Im Stil der Niederlande des 18. Jahrhunderts, oben ein Paar in holländischer Tracht beim Schlittschuhlaufen, auf dem Heber eine Szene aus einer bäuerlichen Stube, wurde er in Hanau um 1910 gearbeitet. Die englischen Berry Spoons, die Beeren- und Früchtelöffel, sind eine Kategorie für sich, genauso wie die Caddy-Spoons, kleine Teeportionierungslöffel und hoch bezahlte Sammelobjekte. Auch eine ausgefallene Bowlenkelle oder ein seltener Korkenzieher, (die ebenfalls eine Sammlergemeinde haben), müssen nirgends „dazu passen“, sondern sind Lieblingsstücke der Tafelkultur.

 Einzelstuecke

Kommen wir zum Schluss zu einem echten Sammlergebiet: Reisebestecke, Mundzeuge in Originaletuis, seltene Klapplöffel. Viele davon werden in Vitrinen liegen, einige davon aber auch heute noch mitgenommen und benutzt. Im Bild oben sehen sie einen Klapplöffel aus dem 18. Jahrhundert aus Norddeutschland, datiert 1787. Das hübsche Originaletui hat mit den Jahren erhebliche Gebrauchspuren erlitten, was durchaus als Beweis für den viel verwendeten Gebrauch anzusehen ist.

Der Löffel ist das urtümlichste und universellste Tafelgerät, das zum Essen genutzt wurde und wird. Auch in Esskulturen jenseits von Messer und Gabel, sind Löffel im Gebrauch. Im asiatischen Raum neben den Stäbchen und auch dort, wo kulturell nach wie vor die Finger benutzt werden, gibt es Löffel. Waren die frühen Löffel vorwiegend aus Holz geschnitzt, entstand als Zweig der metallverarbeitenden Industrie im 15. Jahrhundert die „Löffelmacherei“. Die Löffel aus Silber allerdings wurden von Goldschmieden einzeln handgeschmiedet, mit der Feile in Form gebracht und verziert. Viele Goldschmiede waren auf die Löffelmacherei und später Bestecke spezialisiert. So finden wir in Silberschmiedeverzeichnissen der Fachliterur oder Werksquellen oft Zusatzbezeichnungen, die diesen Meister als „Besteckarbeiter“ oder „spm“, spoon maker (Löffelmacher) klassifizieren. Der für einen Kunden persönlich angefertigte Löffel, der sogenannte „gemeldete Löffel“ wurde oft besonders kunstvoll gearbeitet und mit den gewünschten Inschriften oder Daten graviert. Ein kostbares Stück, für den der Etuimacher den passenden Schutz anfertige. Diese besonderen Stücke blieben über viele Generationen in der Familie. Starb der Vorbesitzer, vererbte er den Silberlöffel weiter – daher kommt in unserem Sprachgebrauch der Ausdruck vom „Löffel abgeben".

Aus Augsburg um 1690 stammt das dreiteilige Mundzeug, das von der Größe her für ein Kind oder 1eine zierliche Dame gefertigt worden ist. In Norddeutschland im 17. Jahrhundert öfter zu finden, in Augsburg jedoch eine Seltenheit, sind die feinsten Filigransilberarbeiten der Griffe. Mit Mundzeug, die ältere Bezeichnung und Reisebesteck ist im Prinzip das Gleiche gemeint, wenn auch nicht jedes Mundzeug auf große Reisen ging. Besteck war lange Zeit personalisiert, das heißt, jeder hatte sein eigenes und nahm es auch mit, wenn er außer Haus aß, zum Mittagessen beim Nachbarn oder im Gasthaus. Ein Grund, warum es geschützt und „aufgeräumt“ beieinander in einem Etui lag. Edel und aus adligem Besitz ist das Reisebesteck bestehend aus Klapplöffel und Klappgabel von Regensburg um 1840. Als „passendes“ Messer benutzte man in dieser Zeit oft Klapp- und Taschenmesser, vielfach aus Horn oder Perlmutt, das in einem separaten Euti oder an einer Kette am Gürtel mitgeführt wurde. Dazu gehörten dann auch begleitende Reisebecher, oft Steck-oder Ausziehbecher, sogenannte Teleskopbecher. Aus Budapest von 1849 kommt der interessante Reiselöffel mit klappbarer Silberlaffe und einem Schaft aus Ebenholz, in dem sich ein Korkenzieher „versteckt“. In Florenz, Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der originelle Löffel mit zweifacher Klappfunktion und einem dekorativen Mittelteil hergestellt. Höchstwahrscheinlich handelt es sich hier um einen Medizinlöffel. Oder doch ein Reiselöffel? Die große Laffe für die Suppe, die kleine für den Nachtisch oder um den Cappuccino umzurühren - den Italienern wäre es zuzutrauen.

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