Silbersuite

Leben mit Silber

Lichtblicke

Trübe Aussichten - strahlende Lichtblicke: Silber für Augen und Seele

Trübe Aussichten „da draußen“ – und ich meine wahrlich nicht nur das Wetter. Überall Probleme, Unsicherheiten, Sorgen, ja Ängste, die schlechten Nachrichten, die tagtäglich uns überfallen, schlagen schon sehr aufs Gemüt. Aber nicht alles ist grau und trist, es gibt Schönes und Positives: Manches muss man suchen, Anderes einfach nur sehen: Der stille Frieden, der beim morgendlichen Spaziergang, über Wald und Wiesen liegt, die Schönheit, die der Herbstgarten mit seinem bunten Laub und den leuchtenden Farben von Dahlien und Astern uns schenkt. Ich persönlich schaffe mir fröhliche und auch besinnliche Momente und Stunden im eigenen Zuhause. Ich verzichte auf Tatort & Co. und entspanne lieber bei einen alten Billy Wilder Film, auch „Ein Fisch namens Wanda“ trägt bei mir immer sehr zur guten Laune bei. Der „schnelle Espresso“ während der Arbeit neben dem Computer, weicht einer wirklichen Pause, einer mußevollen  Teestunde mit Silberkanne und Barockmusik. Egal ob mit Gästen oder eben meist allein, ich zelebriere wieder die Mahlzeiten (kein gedankenloser Snack vor den Fernseh-Abendnachrichten mehr), decke liebevoll den Tisch, zünde die Kerzen an und freue mich über das kostbare Tafelsilber, dem es völlig egal ist, ob darin ein Perlhuhn oder Pellkartoffeln mit Quark serviert werden. Hauptsache schön! Jetzt ist auch die Zeit, in der ich ganz bewusst meine Wohnung gemütlich umdekoriere, die sommerlichen Blumenkissen weichen Brokatkissen in Herbstfarben, die Kerzen in den Silberleuchtern werden von hell auf dunkel ersetzt und all die Jardinieren und Silbervasen bekommen prachtvollen Blumenschmuck. Stilvolle Arrangements, bei denen Silber glanzvolle Lichtblicke setzt, zaubern Wärme und Geborgenheit ins Haus und helfen – zumindest mir – der Welt „da draußen“ zuversichtlicher zu begegen. Ich möchte Ihnen 5 ganz besondere Silberobjekte vorstellen, die nicht nur ins Auge fallen, sondern auch, richtig in Szene gesetzt, stimmungsfrohe Stunden in tristen Zeiten versprechen .

Zwei Dish Rings als Rechauds, Dublin 1897

Paar Rechauds

Dish Rings, Plattenuntersetzter waren beim „service à la francaise“, der Bedienung und Essensfolge nach französischer Art, unerlässlich. Bei der Speisenfolge des service à la francaise wurden bei den einzelnen Gängen gleichzeitig mehrere Gerichte aufgetragen, von denen sich die Gäste bedienten. Die hohen, runden Plattenuntersetzer schützten dabei  den Tisch vor den heißen Platten. Abgesehen von formellen Dinners und Banketten, die diese Art des Servierens bis weit ins 19. Jahrhundert beibehielten, gab es Anfang des 19. Jahrhundert neue Tischsitten, die Plattenuntersetzter verloren an Bedeutung und wurden fast nur noch in England und ganz besonders gerne in Irland verwendet. Die ältesten Beispiele, stammen aus der Regierungszeit von Königin Anne (1702-1714). Die höchst dekorativen Untersätze sind wie ein Ring mit Taille gearbeitet, das üppige Durchbruchdekor hat sich über die Jahrzehnte kaum verändert, es zeigt romantische Szenen aus dem Landleben, Hirten, Musiker, Kuhmägde, Dörfer und alte Burgen. Da der dish ring im europäischen Festland schon bald weitgehend von den praktischen Rechauds abgelöst wurde, sind diese Untersetzter rar und nur nur sehr selten zu bekommen. Diese sind auch meine ersten Exemplare. Etwas verwirrt war ich, als der Anbieter mir sagte, die Objekte haben englische Marken und dazu die Zahl 925. Eigentlich, wie wir alle wissen, schließt sich das aus. Die englische Marke des lion passant ist die Garantiemarke für Silber 925. Als das Paar kam, löste sich das Rätsel. Hier waren die dish rings aus Dublin von 1897, ganz im Dekor der dish rings aus dem 18. Jahrhundert und vollständig korrekt mit den irischen Silbermarken von 1897 punziert. Die Ringe aber haben, was die Originale nie hatten, eine Bodenplatte eingearbeitet, in deren Mitte ein Kreis für ein Teelicht steht. Zudem gibt es eine lose, enorm massiv gearbeitete Gitterplatte, die auf den oberen Ring eingepasst wurde. Bodenplatte und Gitteraufsatz sind mit Halbmond/Krone 925 gestempelt. Eindeutig, der oder einer der Vorbesitzer hat die für ihn wohl nutzlos erscheinenden Plattenaufsätze in Rechauds umarbeiten lassen. Dabei hat er keine Kosten gescheut. Die Platte sind maßgefertigte Handarbeit eines Juweliers/Silberschmiedes des 20. Jahrhunderts, allein eine Gitterplatte wiegt 380 Gramm. Das muss den Besitzer eine vierstellige Summe gekostet haben. Super gemacht – aber eben nicht original. Ich war nun im Dilemma: Soll ich die Bodenplatte entfernen, die Auflageplatte weglassen, dann habe ich das Original wieder. Oder gebe ich den Vorteilen den Vorrang: Die Speisen und Getränke werden warmgehalten, das Rechaud kann ohne Abdeckplatte für  Schüsseln und Platten, wie ursprünglich gehabt, verwendet werden, aber auch eine Teekanne oder Sauciere finden auf der Gitterplatte sicheren Stand. Ich habe mich für die veränderte Variante entschieden. Auf Wunsch kann das Original ohne Probleme immer wieder hergestellt werden.

Rechaudvarianten

Paar Empireleuchter, Antwerpen um 1820

Paar Empireleuchter Belgien 1820

Die 33 Zentimeter hohen, prachtvollen Empireleuchter, brauchen einem großen Tisch, sollten sie auf einer Ess-Tafel zum Einsatz kommen. Für mich sind sie das perfekte Paar für ein Sideboard, eine Anrichte oder Kommode, auf der sie ein anderes, besonderes Objekt - eine Jardiniere, ein Tablett mit Karaffen, ein Teeservice, oder wie hier, einen antiken, englischen Besteckkasten - rechts und links flankieren. Die Leuchten haben einen glatten, runden Standring mit Perlenrandabschluss, der Schaft ist mit feinen Kanneluren gearbeitet, zweifach durch runde Noden unterbrochen. Für das Empire bezeichnend sind die Maskarons, jeweils drei unterschiedliche „Fratzen“ im Halbrelief die mit geflochtenen Bändern verbunden sind. Die belgischen Marken von 1814 bis 1831 gehören zu der Zeit, in der Belgien Teil des Königreiches der Niederlanden war. So sind die gekreuzten Lorbeerblätter mit der Zahl 2 – für den Silberfeingehalt 800/!1000 - eine Importmarke, selbst, wenn der Silberschmied J. Bogaert dieses Paar in Antwerpen, wo er ansässig war, fertigte.

Teekessel George II, London 1737

Teekessel London 1737

Ein Highlight und mein ganz persönliches Lieblingsstück: Der Wasser-Teekessel auf Rechaud aus London von 1737. Die Kanne ist ohne das obligatorische Innensieb eigentlich ein Wasserkessel, was aber heute, da wir den Tee nicht mehr lose in die Kanne schütten, keine Rolle spielt. Die runde aple-shape Form, steckt mir seinem leicht verjüngten Bodenteil fest im Rechaud, das eine angenehme Kippvorrichtung besitzt. Sind beide Stifte eingesteckt, sind Kanne und Rechaud fest miteinander verbunden, löst man den hinteren Stift, kann die Kanne durch die vordere Halterung zum Eingießen des Tees gekippt werden. Die aufwändige, aber auch noch nicht zu üppige Blumenverzierung zeigt den Übergang vom Barock zum Rokoko, der ab 1840 immer mehr die Silberdekore beherrschen wird. Ich bin überzeugt, dass sogar der Bast umwickelte Henkel aus der Originalzeit stammt. Etliche  Vergleichsbeispiele aus der Literatur zeigen diese Form, Art und Muster der Henkelgestaltung. Das dieses „gute Stück“ gehegt, gepflegt und immer gut bewahrt wurde, zeigt der dazugehörige, maßgefertigte Holzkasten aus Eiche, in dem der Kessel bei Nichtgebrauch verstaut wurde und – warum sonst sollte man so eine aufwändige Aufbewahrungskiste fertigen lassen – wohl auch auf Reisen mitgenommen wurde. So etwas ist mir weder persönlich, noch in der Literatur bislang begegnet.

Tafelaufsatz & Jardiniere "Pao e Flores", Porto um 1920

Tafelaufsatz Porto

Auch für dieses Silberstück hatte ich bisher keinen Vergleich. Dieser, nennen wir es mal Tafelaufsatz, ist ein Mulitalent. Es sind zwei lose zusammengeschraubte Schalen, die untere mit flachem Boden, die obere als Gefäß gearbeitet. Der abnehmbare Deckel für die obere Schale ist durchbrochen und dient als Steckhilfe für Blumen. Die eingearbeiteten Buchstaben ergeben die Worte „Pao e Flores“ – aus dem portugiesischen für „Brot und Blumen“. Diese Schale kann sie das ganz Jahr begleiten und immer wieder neu aussehen, je nachdem, wie Sie sie dekorieren, für was Sie sie einsetzten. Auf meinem Foto steht sie auf dem Esstisch, ist geschmückt mit Herbstblumen aus meinem Garten, die untere Schale - wir sind gerade beim Käse-Gang - ist mit Brot und Weintrauben gefüllt. Und in der Tat kann dieses Silberobjekte alles sein: Obstschale, Brotteller, Kuchenplatte. Ich sehe sie im Frühling oben mit Tulpen und unten mit bunten Ostereiern, auf dem Teetisch mit kleinen Röschen, Gebäck und Pralinen und in der Adventzeit mit Tannengrün, und gold/silbernen Kugeln. Übrigens  - mit einem Gesteck aus Seidenblumen haben Sie wenig Arbeit und lange viel Freude.

Set von 5 Overlay-Flakons in seltener Mittelgröße, USA um 1920

5 Flakons Overlay

Das Umdekorieren, kleine oder große Inseln der Schönheit schaffen, beschränkt sich nicht auf Wohn und Essbereiche. Auch im Bad oder Schlafzimmer sind diese kleinen, hübschen Lichtblicke wohltuende Stimmungsaufheller und Seelentröster. Overlay-Flakons werden immer seltener und sind leider über Gebühr hochpreisig. Die meisten von Ihnen stammen, wie Ihre großen "Schwestern", die  Kannen und Karaffen, vornehmlich aus den USA der 20er und 30er Jahre. Egal, wann immer mir ein Overlay-Objekt über den Weg läuft, ich kaufe es – und sei es nur für meine eigene Flakonsammlung. Noch nie allerdings hatte ich eine Sammlung Overlay-Flakons in dieser Größe, wie dieses Set – ungewöhnlich und ganz reizend. Die Fläschchen sind zwischen 6,5 Zentimeter und 11,5 Zentimeter  groß, alle sind gestempelt, unter anderem mit dem Meisterzeichen der berühmten Firma Gorham aus Rhode Island.

Harald Lesch verabschiedet sich mit einem „Bleiben Sie neugierig“, Ingo Zamperoni sagt aufmunternd nach jeden "Tagesthemen" „Bleiben Sie zuversichtlich“, Jochen Busse bat zum Ende von "7 Tag, 7 Köpfe"  “Bleiben sie uns gewogen“. All dem möchte ich mich anschließen, Ihnen aber auch wünschen: Denken und sehen! Sie Positives und bewahren Sie sich die Begeisterung für das Schöne.

Ihre
Kerstin Fahrenson-Baaten

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Kerstin Fahrenson-Baaten
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