Silbersuite

Leben mit Silber

Eleganz im Empire

Von großer Eleganz - Silber des Empires

Korrekt gesagt, befinden wir uns in der Stilepoche des Klassizismus. Sie beginnt um 1770 und dauert bis in die dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts. Wie sein Vorgänger das Louis-seize (1770-1790 und ein Teil des Klassizismus) ist das Empire dabei eine französische „Spielart“. Es formte sich unter Napoleon Bonaparte in seiner Zeit als Erster Konsul 1799 bis 1804 und gipfelt in großer Prachtentfaltung in seiner Regierungszeit 1804 bis 1815 als Kaiser. Das französische Kaiserreich - das Empire. Durch den Einfluss Napoleons, etablierte sich dieser Stil in ganz Europa. Malerei, Architektur, Mode und Kunsthandwerk wurden von diesem neuen, eleganten Stil nachhaltig geprägt – und dann auch so genannt. Der Klassizismus ganz generell und damit auch das Empire, bezogen ihre Ideale und Anleihen aus der klassischen Antike. Als in der Mitte des 18. Jahrhunderts die Barockzeit mit dem Rokoko seinen Höhepunkt erreichte und kaum noch eine Steigerung zuließ, formierte sich mit dem aufkommenden Klassizismus eine Gegenbewegung, die die Rückkehr zu den Prinzipien der klassischen Kunst des Altertums forderte. Beflügelt wurde diese Bewegung durch die großen Ausgrabungen von Herculaneum und Pompeji und die Schriften von Johann Joachim Winckelmann über „Die Kunst der Antike“. So bestimmten das Kunsthandwert und damit auch das Silber dieser Zeit, Elemente, wie wir sie aus dem römischen und griechischen Altertum kennen: Säulen mit ihren Kannelierungen, Kapitelle, umlaufende Friese und Mäandermuster, Festos, Kränze und Zopfgirlanden, Götterdarstellungen, Widder, Delphine, Adler, Schwäne und Löwen, sowie Fabelwesen. Auch finden wir Anleihen aus dem alten Ägypten: Pharaonenköpfe und Sphinxe.

 Empire

Die Silberobjekte dieser Zeit sind stets von hoher Eleganz, mal streng und gradlinig, mal prächtig und demonstrativ beeindruckend.

Ich habe für Sie eine Tafel gedeckt, mit deutschem, französischem und englischem Silber aus der Zeit von 1780 - 1838. Auf dem runden Tisch fallen als Erstes die beiden hohen Rechauds auf. Das seltene Paar kommt aus dem Norden Frankreichs, aus Lille, wo es um 1820 gearbeitet wurde. Das Rechaud hat drei hochgezogene Ebenholzbeine zwischen denen das Becken, verstärkt durch Widderkopf Paar Rechauds Lille detail1geschmückte Verstrebungen, hängt. Die „Kugel“, in die die Brennflüssigkeit gefüllt wird, ich habe hier Brennspiritus verwendet, ist mit einer durchbrochenen Scheibe verschraubt und kann zum Saubermachen geöffnet werden. Die Auflagen sind je nach Größe von Platte oder Schüssel, nach vorne oder hinten zu klappen. Heute werden ein Zitronenhuhn mit Fenchelgemüse und Olivenkartoffeln, die ich auf zwei Silberplatten serviere, eine aus Lyon und eine aus Paris, warmgehalten. Da die Rechauds einerseits einigen Platz einnehmen und andererseits auch schon genügend Wärme ausstrahlen, habe ich mich diesmal für einen Einzelleuchter auf dem Tisch entschieden. Er kommt aus Berlin und wurde von dem französischstämmigen Silberschmied Jean Frédéric Pastre um 1780 gefertigt. Der Leuchter ist ein schönes, wie typisches Beispiel für die Ideale des Klassizismus: Er ist wie griechische Säule mit korinthischem Kapitell gestaltet. Im Vordergrund steht eine kleine Deckelschüssel auf Presentoir, aus Paris von 1819. In diesen kleinen Schüsseln wurde Suppe serviert. Sicher stammt diese Terrine aus einem ehemals mehrteiligen Service. Heute ist sie ein seltenes Einzelstück - für Beilagen, Ihr persönliches Frühstücksmüsli oder wie hier, als luxuriöse Butterdose. Das gedeckte Besteck aus Augsburg von 1795-1797 kennen Sie bereits aus dem Magazinartikel „Augsburg - eine Klasse für sich“. Wie zu dieser Zeit üblich und auch heute wieder „modern“, hat jedes Gedeck eine eigene Salzschale. Dazu kommen passende Streuer für den gemahlenen Pfeffer, sogenannte Pepperettes. Salieren und Streuer stammen aus London 1800, der Regierungszeit von King George III. Dieser seltene Vierersatz wird bereits seit einiger Zeit in der Silbersuite angeboten, hat aber in seiner Vollständigkeit noch keinen Liebhaber gefunden. So habe ich mich (ein wenig schweren Herzens) entschlossen, den Satz als einzelne Paare - Saliere plus Streuer – anzubieten. Eine neue Chance für alle, die erstklassiges, englisches Tafelsilber schätzen.

 Paar Lampen Empirestil


Auf der antiken Anrichte hinter dem Tisch stehen herausragende Silberobjekte. In der Mitte eine höchst elegante Empiregirandole aus Sachsen, Zittau um 1800. Auch hier ist wieder die schöne Säulenform zu sehen, die oben in einem reich verzierten Kapitell endet. Auf der quadratischen Plinthe erhebt sich ein runder Fuß, geschmückt mit Palmettenblättern, ebenfalls ein oft verwendetes Dekordetail des Klassizismus. Die Girandole kann auch als Einzelleuchter verwendet werden. Ansonsten steckt man in der Tülle der Säule den zweiarmiger Samovar AugsburgKerzenaufsatz, mittig verbunden mit einer Skulptur, die dem antiken Vorbild einer brennenden Fackel nachempfunden ist. Die Girandole lässt sich einfach in 10 Einzelteile zerlegen, was man beim Silberputzen auch tun sollte. An dieser Stelle möchte ich noch einmal eindringlich darauf hinweisen, dass eine sanfte Silberlotion, die abgewaschen wird, für solche Objekte immer! einer festen Paste vorzuziehen ist. Ich habe Stunden, viel Mühe und professionelle Werkzeuge gebraucht, die Aufsätze, die durch hart verkrustete Putzpasten mit dem Leuchter schier unlösbar verklebt waren, zu lösen und entfernen. Auch sollten Sie nie mit spitzen Gegenständen die Wachsreste entfernen. Schrauben Sie die Teile auseinander und legen Sie sie bei 100 Grad in den Backofen auf ein Küchenpapier. Danach mit heißem Wasser und Spülmittel den restlichen Fettfilm abwaschen. So bleibt das kostbare Stück in dem perfekten Zustand, wie es jetzt ist. Links außen sehen Sie einen seltenen Samovar (oder auch Tee-Urne) aus Augsburg von 1799. Der Heißwasserkessel mit seinem einwandfrei funktionieren Brenner zeigt die obligatorischen Kannelierungen auf dem urnenförmigen Korpus. Die Ränder, oben nach außen, unten nach innen gewölbt, sind mit feinsten Sägearbeiten versehen und als besonders nettes Detail, sitzt ein Knabe mit einem dicken Fisch in den Armen auf dem Ausgusshebel. Die Sahnekanne, ein Helmkännchen kommt ebenfalls aus Augsburg und wurde 1801 von Georg Christian Friedrich Temmler gefertigt.
Kanne Gers
Daneben für alle, die nach dem Essen Kaffee bevorzugen, eine fanzöische Empirekanne der Extraklasse, auf der sich alle wichtigen Zierelemente des Klassizismus vereinen: Kannelierungen, Palmettenverzierungen, Medaillons mit Zopfgirlanden, ein umlaufender Fries. Besonders hervorzuheben ist auch der aufwändig gedrechselte Holzgriff, auf dem das Silberdetail des bekränzten Medaillons wiederholt wird. Interessant und so auch noch nie gesehen, ist die Befestigung des Griffes, der unten lose in einem Ring steckt und oben mit Stäben, verbunden durch eine Kette, durch das Scharnier des Deckels, sowie Holz und Halterung, befestigt wird, also jederzeit leicht abnehmbar ist. Das außergewöhnliche Stück kommt aus Südfrankreich, aus dem Departement Gers zu dem die Stadt Auch gehört und wurde dort zwischen 1798 und 1809 meisterlich gearbeitet. Ab 1798 trat in Frankreich eine neue, vereinfachte Silberstempelung in Kraft, die die vielen, einzelnen Stadtmarken ersetze. Die gebräuchlichen Feingehalte von Silber 800 und 950 wurden bei großen Arbeiten durch einen Hahn dargestellt, die Garantiemarke, sprich Steuerfreigabestempel, zeigt den Kopf des Michelangelo. Die eingeprägte Zahl gibt Auskunft über das jeweilige Département. Im Zeitraum 1798 bis 1809 stand die Zahl 85 für Paris, die Zahl 34, wie wir Sie hier auf der Kanne sehen, für das Dèpartement und Büro Gers. Die Meistermarke des Silberschmiedes musste in einer Raute integriert sein. Für die Übersicht der Bürokennzeichen in den Garantiestempeln, braucht es Listen aus der Fachliteratur, da sich die Nummern im Laufe der Zeitperioden änderten. So dokumentiert zum Beispiel das Departement Lille in den Jahren 1798-1809 die Zahl 69, von 1809-1819 die Zahl 72 und von 1819-1838 die Zahl 57. Ab 1838 wurden alle bisherigen Stempelungen durch die bis heute gültige Minervakopfmarke ersetzt. Verzeichnisse der Silberschmiede in den Provinzen sind leider schwer zu finden und so bleibt der Meister dieser besonderen Kanne, mit dem Zeichen VT, unbekannt.

Hier die jeweiligen Beispiele für die Feingehaltsmarke Silber 800 für große Objekte aus den französischen Provinzen und die Garantie-Steuermarke der Departement Büros. Für ausführlichere Informationen können Sie im Magazin die 4 Artikel über „Französische Silbermarken“ nachlesen.

      Marken Provinz

 Marken 1819 1838


Die edlen Leuchter für das Paar Lampen zeigen rundum die schönsten Empireelemente, sind aber nicht aus dieser Zeit, sondern wohl Anfang des 20. Jahrhunderts gefertigt. Als mir, das Magazinthema „Empire“ schon im Kopf, dieses Paar Kerzenleuchter „über den Weg lief“, wusste ichLampe Empirestil sofort, was ich damit machen wollte. Die Leuchter sind in Sterlingsilber gearbeitet und dementsprechend gemarkt. Die weiteren Marken kann ich leider nicht zuordnen und so auch nicht mit Gewissheit Herkunft und Alter bestimmen. Für diese außergewöhnlichen Lampen ist dies in meinen Augen aber nicht von Belang. Jeder Leuchter hat ein Silbergewicht von 900 Gramm, was ich vor der professionellen Elektrifizierung, ermittelt habe. Passend zum Interieur und die duftigen Kleider der Empiremode im Sinn, habe ich für die Schirme einem zarten Grünton gewählt, außen Seide, innen Silberfolie. Die Folie macht die Lampenschirme blickdicht und gibt damit weniger Licht nach außen ab, aber setzt so den Silberfuß  perfekt in Szene. Diese Lampenschirme sind maßgefertigt. Sie können aber, wenn die Farbe nicht zu Ihrer persönlichen Einrichtung passt, die Schirme in weiß, schwarz oder eine andere Farbe austauschen. Fertige Schirme finden Sie in Lampengeschäften, Einrichtungshäusern und günstig im Internet. Ich persönlich finde einen eckigen Schirm, in Korrespondenz mit dem eckigen Silberfuß am schönsten. Aber das ist Ansichts-und Geschmacksache. Achten Sie nur bei der Größe der Schirme darauf, dass die Höhe gut 20 cm beträgt und die Breite mindesten 8 cm pro Seite den Silberfuß überragen sollte, damit die Harmonier der Proportion gewahrt bleibt.


Die Wiederentdeckung des Klassizismus und im Besonderen des Empires zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wird im deutschsprachigen Raum Neoklassizismus genannt. Das kann zur Verwirrung führen, da die Originalepoche 1780-1840 bei uns als Klassizismus bezeichnet wird, im Englischen, Französischen und Italienischen aber als Neoklassizismus. So verwende ich, wie auch die meisten meiner Kollegen und viele Auktionshäuser diesen Begriff nicht, sondern wir sprechen korrekt von „im Stil des ....“.


Mit der Entwicklung der klassischen Moderne Anfang des 20. Jahrhunderts ging parallel eine Renaissance des Klassizismus einher und damit auch eine Neuauflage des Empirestiles. Im Warenangebot „neu eingestellt“ finden Sie einiger dieser „Empirestücke“ des 20. Jahrhunderts. Neben den Hanauer Silbermanufakturen, die berühmt für Ihre oft exzellenten Nachbildungen historischen Silbers waren, möchte ich hier die Silberfirma Bruckmann aus Heilbronn in den Focus rücken, die neben ihren wuderbaren Jugendstilentwürfen, gerade um die Zeit 1910/20 auf eigene Atelierentwürfe von 1820 bis 1840 - Leuchter, Tee- und Kaffekannen, Senfgefäße, etc.- zurückgriffen, um diese erneut einer begeisterten Kundschaft anzubieten. Und auch heute sind erneut viele Silberliebhaber von "Empire-Silber" begeistert  - so wie ich!


Hier ein paar Beispiele von "alt und neu“.

Teekannenvergleich

Senftopfvergleich

Kannenvergleich

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