Silbersuite

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Teekannen im Wandel

Teekannen im Wandel der Zeiten

Kleine Stilkunde für Silberteekannen des 18., 19. und 20. Jahrhunderts

Nur wenige meiner Freunde und Bekannten teilen meine besondere Leidenschaft für das Silber. Dennoch entdecke ich das eine oder andere Glanzstück, wenn ich bei Ihnen zu Besuch bin: Ein Silbertablett, ein Paar Silberleuchter oder eine Schale. Eines aber haben ausnahmslos alle: Eine silberne Teekanne. Einerseits bemerkenswert, anderseits überrascht es mich nicht sonderlich. Verbindet Tee, Teetrinker und Silber doch, seitdem Silberschmiede anfingen für das luxuriöse Getränkt auch luxuriöse Gefäße zu fertigen, eine enge Freundschaft, ja man kann sagen, eine tiefe Liebe.

Hollaendische OstindienseglerDie erste Schiffsladung mit Tee aus China erreichte die Niederlande Anfang des 17. Jahrhunderts, die erste, bekannte Silberteekanne stammt aus England des Jahres 1670, aber auch im Land der Teetrinker sind nur wenige Silberteekannen vor 1710 zu finden. In den Niederlanden, obwohl damals größter Teeimporteur, ist bis zum Ende des 17. Jahrhunderts kein Silberexemplar bekannt. In Paris wurde das älteste, erhaltene Beispiel für eine Silberteekanne 1720 gefertigt und auch in Deutschland und der Schweiz sind Silberteekannen erst um 1700 dokumentiert, da man, wie die Franzosen, eine Porzellankanne für Tee bevorzugte Die südlichen Länder widersetzten sich der Sitte des Teetrinkens gar völlig, sie zogen den Kaffeegenuss vor. So gab es im 18. Jahrhundert weder in Italien, noch in Spanien und Portugal silberne Teekannen.

Teekannen aus Silber sind nicht nur bei meinen Freunden geschätzt und gerne benutzt, sie sind auch ein Lieblingsthema im Magazin der Silbersuite. In Artikeln wie "Teestunde in Europa", "Teatime in England", "Teestunde anno dazumal", und mehr, informiere ich über Silber, Geschichte und Kultur rund um den Tee. Diesmal möchte ich Teekannen der verschiedenen Stilepochen im Vergleich vorstellen. Wobei es bei der Vielzahl der Formen, den unzähligen Dekoren und den spezifischen Vorlieben der verschiedenen Länder nur ein eingeschränkter Überblick sein kann und keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. Die Kannen stammen teils aus dem aktuellen Warenangebot, teils aus bereits verkauften Angeboten früherer Jahre, sowie  aus der Literatur.

So vielseitig und ideenreich die Kannen und später auch die kompletten Teeservices waren, folgten sie in doch der Mode ihrer Zeit. Kunst und Kunsthandwerk werden in Stielpochen, die mehrere Jahrzehnte andauern und sich auch überlappen können, eingeteilt. Die Begriffe dafür sind jedoch oft von Land zu Land verschieden. (Für die Malerei, die Architektur, aber auch Möbel gibt es teils die gleichen, teils abweichende und auch zusätzliche Stile und Begriffe.)

Lassen Sie mich zuerst die Grundbegriffe der Stilepochen nennen, die ich mit dem Barock beginne, da es vorher weder Tee, noch Kannen aus Silber in Europa gab.

Barock – 1600 bis 1770, Hochbarock -1680 bis 1740, Spätbarock mit dem Rokoko - 1740 bis 1770/80,
Klassizismus - 1770 bis 1840, dazu gehört vom französischen übernommen das Empire – 1790 bis 1830 und das deutsche Biedermeier - 1815 bis1850,
Historismus ab ca. 1850 bis 1900, dazu gehört zum Beispiel das Zweite Rokoko und das Zweite Empire
Jugendstil – 1885 bis 1920,  Klassische Moderne - Art déco – 1920 bis 1945

England und Frankreich folgen im Großen und Ganzen dieser Einteilungen, hier aber werden die Stile nach der Regierungszeit der jeweiligen Regenten eingeteilt und die Silberobjekte nach diesen benannt:

England

Barock:

William & Marry 1688 - 1702

Queen Anne 1702 -1714 

George I  1714 - 1727

George II 1727 - 1760

Klassizismus

George III 1760 - 1820

Regency  1805 - 1820

George IV  1820 - 1830

William IV 1830 - 1837

Queen Victoria ab 1837

Historismus - Victorian Style

Queen Victoria 1837 - 1901

Modern Style 1890 - 1920, (Edward VII 1901 - 1910 ) 

Arts & Crafts Movement 1860 - 1900 (Queen Victoria) 

Art Déco 1920 - 1940, (George V 1910 - 1936)

 

Frankreich

 Barock:

 Louis XIV 1661 - 1715

 Règence 1715 - 1730

 Louis XV 1730 - 1760

 

Klassizismus und Empire

Louis XVI 1774 - 1792

 Empire 1795 - 1815

 Restauration bis 2. Kaiserreich 1815 - 1852

 

 

 Historismus

 Stil Napoleon III, das Zweite  Empire 1852 -1870

 Art Nouveau

 

 Art Déco

 

Vorbilder

Der Tee wurde zunächst nur aus Schälchen getrunken, in denen die Teeblätter schwammen. Vorbild für die ersten Kannen war das, Ende des 15. Jahrhunderts entstandene, chinesische Yixing-Kännchen, gefertigt aus Zisha, einem roten Ton. Dieses ist auch die „Urform“ der „Böttger-Steingut Kannen“ und frühen Porzellankannen, die wiederum Pate für die ersten Silberteekannen standen.

Böttger Steingutkanne 1711 2

Berühmte "Böttger-Steinzeug-Kanne", Meissen 1711 mit Silbermontierung,
künstlerische Nachbildung einer chinesischen Yixing Kanne.

Barock:

Kannen 1

Da Tee rar und dementsprechend kostbar und teuer war, sind die frühen Kannen nicht besonders groß, der Inhalt liegt bei ca. einem halben Liter. und darunter Typisch für die Zeit des Hochbarocks im deutschsprachigen Raum, ist die runde Birnenform und die „geraden Züge“, die beim Treiben eingearbeitet werden. Der Kannenkorpus ist aus einem Stück getrieben. Der hohe, gewölbte Deckel, der sogenannter Haubendeckel, hat in der Regel das Scharnier auf der Seite, wird also seitlich aufgeklappt. Die geschnitzten Henkel sind aus Edelholz, die Tülle ist geschwungen, der Ausguss vielfach verziert oder mit einem Deckelchen versehen. Der Deckelknauf kann in Silber oder Holz gearbeitet sein. Alle guten Teekannen haben – bis heute - ein Innensieb vor dem Ausguss.

1. Augsburg 1717/18. Eine Vermeil-Kanne von einem der besten Kannenmacher seiner Zeit in Augsburg: Esaias Busch III. Sie stammt mit Sicherheit aus einem Reiseservice. Augsburger Reisegarnituren waren im 18. Jahrhundert so berühmt und begehrt, dass sie aus ganz Europa bestellt wurden. Die großen (bis 50 Teile fassend) und kleinen Lederkoffer, sowie die Mundzeuge, dienten aber in erster Linie zur Aufbewahrung des Silbers (und waren, falls nötig, auch gut zu transportieren). Diese personifizierten (Tee-)Garnituren waren also ständig und nicht nur auf Reisen in Gebrauch. Sehr oft sind von den Garnituren nur Einzelteile geblieben: Ein Becher, Besteck und mit Glück eine goldene Teekanne. Die Kanne hat acht Felder, gerade Züge, Kopf-Appliken und Medaillon-Gravuren im französichen Régence-Stil.

2. Augsburg 1739-41. Klassische Augsburger Barockkanne mit 12-fachen Zügen. Augsburger Teekannen, egal ob Weißsilber oder Vermeil waren stets innen vergoldet.

3. Jütland um 1740
. Das Besondere an dieser nordischen Kanne ist die Abweichung der Birnenform, sie ist nicht rund, sondern ellipsenförmig.

Kannen 2

4. London 1711/12, Teekanne Queen Anne. Sie unterscheidet sich nicht gravierend von den Barockkannen aus Augsburg, Dresden oder Lausanne. Auch hier die oktonale Birnenform mit geraden Zügen und tief angesetzter Tülle, der Haubendeckel und der C-förmige Ebenholzgriff. Unterschiede gibt es bei dem Scharnier. Es ist an der hinteren Seite angebracht und verbindet den Deckel nicht mit dem Kannenkorpus, sondern mit der Silberhalterung des Henkels, ähnlich wie bei einem Deckelkrug. Das Scharnier ist breit und sichtbar mit einem Gelenk in der Mitte und sogar, sehen wir uns die Nr. 5 an, mit einer Daumenrast versehen. Zudem haben die Kannen einen runden oder hier oktonalen Fußstand. Vielfach standen sie auf Rechauds, in dessen bodenlosen Standringen der Fuß perfekt eingepasst war.Queen Anne

5. London 1714/15, Teekanne Queen Anne. Die weitaus häufigere Form der Barockkannen aus der Zeit von Queen Anne, ist dieses runde Beispiel. Was wir in Deutschland als Birnenform ansehen, heißt bei den Engländern „pear-shaped“, also Pfirsichform. Queen Anne Stuart regierte von 1702 bis zu Ihrem Tod 1714. Eine kurze Zeit für eine stilgebende Epoche. Obwohl George I. 1714 den Thron bestieg, können und dürfen diese sehr speziellen Kannen auch nach dem Ende Anne´s Regentschaft, als „Teepott Queen Anne“ bezeichnet werden. Man findet sie bis ca. 1725.

Wichtig zu wissen: Die seltenen Barockkannen der Queen Anne Zeit haben nichts gemein mit den sehr beliebten und massenhaft gefertigten Teekannen und Servicen im Queen-Anne-Stil. (Queen-Anne-Revival-Stil). Der Queen Anne-Stil entstand um 1870, ein britischer und amerikanische Architekturstil, begründet von den englischen Architekten George Devey und Richard Norman Shaw. Das dieser Stil, der barocke mit vielerlei anderen Elementen vermischte, ausgerechneten den Namen Queen-Anne- Stil erhielt, führen Kunsthistoriker auf die damalige, wiederentdeckte Popularität der Stuart-Königin zurück. Diese Stilrichtung beeinflusste auch das Kunsthandwerk: Möbel Stoffe, Silber. Unten auf dem linken Bild, ein Foto von Queen Anne´s Gate, eine Straße in Westminster, London, mit typischer Architektur im Queen-Anne-Stil, (rote Ziegel, weiße Holzfassaden, Erker, Türmchen) , rechts daneben die Abbildung Nr. 10, ein Silber-Teeservice im Queen-Anne-Stil von 1907/08. Typisch ist die Teilung von Godronierung in der unteren Hälfte und einem glatten Part im oberen Teil, der Deckel wiederholt die Godronierung. Wir finden Kannen in unterschiedlichen Formen, aber mit diesem immer gleichbleibenden Dekor ab 1875 bis in unsere heutige Zeit.

Queen Anne Stil

6. London 1727/28, Teekanne George II. Der kugelige oder "apple-shaped", wie die Engländer es nennen, der apfelförmige Kannentyp löst die Form der "pear-shaped" Kanne ab. Der runde „Apfel“ bleibt im Vereinigten Königreich bis ca. 1760 die vorherrschende Form.

Lion BritanniaAlle drei Kannen sind im Silberfeingehalt von 958/1000, dem Britannia-Standard gearbeitet, tragen als Punzen also den „lion´s head erased“ und die Britanniamarke. Im Jahre 1697 wurde für kurze Zeit der Sterlingstandard von 925/1000 aufgegeben und ein Silberfeingehalt von 958/1000 vorgeschrieben. Grund dafür war die Hoffnung, die Silberwährung zu schützen, da wegen des Mangels an dem wertvollen Rohstoff immer wieder Sterlingmünzen eingeschmolzen wurden. Dieser sogenannte „Britannia-Standard“ wurde, nicht zuletzt durch die Proteste der Silberschmiede, die den hohen Feingehalt für Gebrauchssilber viel zu weich erachteten, von King Georg I. 1719 wieder zurückgenommen. Es war dennoch erlaubt mit diesem hohen Feingehalt auf Wunsch weiterzuarbeiten, die Stempelung mit der Britannia-Marke, anstelle des lion passant, war dann Vorschrift. So war der Feingehalt für die Kannen Nr. 4 und  Nr. 5 ein Muss, für die Kanne Nr. 6 von 1727/28 eine freie Entscheidung.

Spätbarock - Rokoko:

Kannen 3

Der Spätbarock, den wir als Rokoko bezeichnen, entwickelte sich aus dem Règence, ein eleganter Stil, der in Frankreich unter Regent Philipp von Orléon von ca. 1715 bis 1730, Mode, Architektur und Kunsthandwerk beeinflusste. Philipp von Orleon leitete die Regierunggeschäfte bis 1723 in Vertretung für den minderjährigen König Ludwig XV. So etablierte sich das Rokoko, in Frankreich Récency- und Louis XV - Stil, ab 1730 mit zunehmender Pracht und Üppigkeit bis ca.1770. Das Wort Rokoko entstammt dem französischen Wort „Rocaille“ und bedeutet Muschel- und Grottenwerk,  Dekorationselemente, die auf den Kannen dieser Zeit häufig zu finden sind. (Siehe auch Silberlexikon) Sind speziell in Deutschland bis ca.1740 bei Kannen mit Zügen, diese gerade, fangen sich die Züge danach an zu drehen, schwungvoller, weicher zu werden. Dazu gesellen sich Verzierungen mit Blüten und Roncaillen.

7. Augsburg 1739/41. Die Grundform ist gleichgeblieben, das Dekor hat sich grundlegend verändert. Diese frühe Kanne zeigt  bereits alle Schmuckattribute des Rokokos: Muschel- und Wellendekor, C-Schwünge und Blütengravuren. Die Tülle ist „in Falten“ gelegt, ein Element, das in Augsburg oft zu sehen ist.

8. Augsburg 1747/49. Wesentlich schlichter ist diese Teekanne, zeigt aber, die für diese  Zeit sehr typischen, gedrehten Züge in üppiger Reihenfolge.

9. Augsburg 1755/57. Noch schlichter ist die Gestaltung dieser Kanne, die an die englischen „Apfel-Kannen“ erinnert. Nur zeigen die englischen Beispiele zu dieser Zeit Ziergravuren und keine gedrehten Züge.

Kannen 4

11. Paris 1749/50, Kanne Louis XV. Aufwändige Ziselierungen, Roncaillen und romantische Naturelemente, zeigen die Pracht des französischen Rokokos.

12. London 1767/68, Teekanne George III. Die runde Apfelform wird zur umgekehrten Birnenform. Die Kannen sind schlanker, höher und bekommen aufwändige Schmuckelemente. Auch der Henkel ist zierlicher, dunkles Edelholz ist hier erstmalig durch geschnitztes Elfenbein ersetzt.

13. Moskau 1771. Eine Kanne nach englischem Vorbild in Kugelform. Als Verzierung aber typisches Roncaillen-Dekor, die kurze Tülle zeigt einen naturalistischen Adlerkopf.

Teekannen Holland 1735 und 1757

Zum Vergleich: Zwei Barockkannen aus den Niederlanden,
Rotterdam 1730 und Harlem 1757 mit ganz eigenen Dekor-Interpretationen

Klassizismus und Empire:

Teekannen 5

Der Klassizismus löst um 1770 den Barock ab und dauert bis ca.1840/50. Er ist ein logisches Gegengewicht für die immer üppigeren bis teils überbordenden Verzierungen der Rokokoobjekte. Bleiben beide Stile noch für eine Weile gleichberechtig, übernimmt zum Ende des 18. Jahrhunderts der Klassizismus die künstlerische Vorherrschaft. Er ist eine Rückbesinnung einerseits auf die Antike mit römischen und griechischen Vorbildern, aber auch auf die Renaissance und die einfachen Formen des Frühbarocks, eine Rückkehr zu geradlinigen, klaren und schlichten Formen und bewußt eingesetzten Zierelementen. Zum Klassizismus gehören die aus Frankreich kommenden Stile Louis-seize 1760-1790, Directoire 1795-1803, Empire 1803-1815, das englische Recency unter King George III. 1805-1820, sowie das Biedermeier 1815-1848 für die Länder des Deutschen Bundes.

14. London 1773/74, Teekanne George III. Fast über Nacht kam um 1770 ein völlig anderer Typus von Teekanne in Großbritannien in Mode. Kannen in schlichter Zylinderform, im Englischen „drum-shaped teapot“ bezeichnet, "Trommel-Kanne". Sie gehört, da sehr selten, zu den teuersten George III Teekannen. Die runde Kanne steht auf einem flachen Boden, auch der Deckel ist glatt und flach und eben, mit einem verdeckten Scharnier in den Kannenrand eingelassen. Die Tülle ist tief angesetzt und ragt kerzengerade nach vorne. Die Verzierungen sind immer Gravur-Elemente - hier Bänder oder Girlanden an den oberen und unteren Rändern.

15. London 1787/88, Teekanne George III. Ab 1780 wird die ovale Form populär, was ca. 20 Jahre so bleibt. Die Deckel wölben sich leicht, die Gravuren werden aufwändiger – prächtige Wappen-Embleme, symetrisch angeordnete Blumengirlanden, Palmenblätter und Medaillons. Ab ca. 1785 finden wir in England auch Teegarnituren, in der Regel dreiteilig mit Milchkännchen und den hier gebräuchlichen Zuckerkörbchen in Schiffchenform.

16. London 1790/91, Teekanne George III im Adam-Stil. Der „Adamstyle“ ist zur Zeit King George III. von 1770 bis 1800 ein klassizistischer Kunststil, der nach den schottischen Architekten James und Robert Adam benannt wurde und auch international Einfluss, besonders was die Inneneinrichtung angeht, nahm. Der Adam-Stil ist von der Antike und der Renaissance geprägt. Die Teekannen, auch die Nr. 15 gehört dazu, wirken leichter, feiner und eleganter als die Gegenstücke des Louis XVI. Oft gehörte zu diesen Kannen auch ein kleines, niedriges Tablett mit vier Füßen, als Untersatz (meist nicht mehr vorhanden). Obwohl dieser Kannentyp nur rund 15 Jahre von ca. 1780 bis 1795 gefertigt wurde, gehört er bis heute, weltweit zu der beliebtesten Teekannenform.

Teekannen 6
17. Augsburg 1781/82, Teekanne Klassizismus. Die kleine Teekanne ist Teil eines Services mit Heißwasserkanne und Milchkanne. Augsburg war berühmt für seine Gold- und Silberensembles, sie stellte als erste Stadt umfangreiche Teeservices her, zu denen Teekanne, Kaffeekanne, Zuckerschale, Milchkännchen, Tablett und Teedose gehörten. Die Teeservice Augsburg 1803sogenannten „Kernstücke“ wurden bald in ganz Europa populär, in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörten sie zur luxuriösen Ausstattung jedes wohlhabenden Bürgerhauses. Die Kanne ist vasenförmig gearbeitet und mit Festons aus Zopfgirlanden an deren Ende Früchte hängen, geschmückt – eine Ornamentik, wie wir sie bereits in der Antike finden.

18. Moskau 1796, Kanne Klassizismus. Eine sehr elegante Kanne, die von der Form die englischen Kannen zum Vorbild nimmt, stilmäßig dem französischen Empire-Stil nahesteht.

19. Augsburg 1803, Teekanne Klassizismus. Auch diese Kanne gehört zu einem Teeservice mit Heißwasserkanne und Zuckerdose. Der vasenförmige Korpus ist nicht mehr rund, sondern wie eine antike Amphore gestaltet, bei der das untere Teil, wie ein Kegel spitz von unten nach oben verläuft. Durch das vertikale Streifendekor wird die Kanne optisch weiter nach oben gezogen und „verschlankt“. Der tief angesetzte, schmal anliegende und über den Deckel reichende Henkel, verstärkt die elegante Optik.

Empirekannen AugsburgWährend die Empire-Kaffeekannen (links im Bild ein Paar Empirekannen aus Augsburg) gar nicht hoch und schlank genug sein konnten, was durch lange Standfüße, eiförmige Körper, extrem hohe Bekrönungen und weit über die Kannen reichende Henkel, erreicht wurde, blieben viele der Teekannen des Empires eher niedrig. Beiden gemein waren auffällige Deckelkrönungen, von Schwänen, über ägyptischen Sphinxen. Widderköpfen, Fabelfischen bis zu hin großen Blüten, und die nicht weniger aufwändig gestalteten Tüllen, mit Tierköpfen an den Ausgüssen, was vor allem in Frankreich, Deutschland und der Schweiz sehr beliebt war. Gerade aus der Schweiz stammen mit die elegantesten Empire-Teekannen.



 

Teekannen 7

20. und 21. Bern um 1815, Teekannen Empire. Zwei Teekannen aus der berühmten Silberschmiedewerkstatt von Georg Adam Rehfues, der 1803 nach Bern kam und mit seinen eleganten Empireentwürfen Weltruhm erlangte und erneut – von 1808 bis 1866 – Bern zu d e r Goldschmiedestadt der Schweiz machte.

22. Berlin um 1820, Teekanne Empire. Hier eine klassizistische, vasenförmige Form (siehe Nr. 19) mit hohem Standfuß und Gravurbändern, einer Tülle in Kordeloptik mit einem Maskaron am Ansatz und einem  selten zu sehenden Schmetterling als Bekrönung.

Teekannen 8

Die langgezogene Form mit den vier Kugelfüßen, die in England von 1805 bis 1820 vorherrschte, war wohl die populärste Form der „Georgian Teepots“ und gilt auch bei uns in Deutschland bis heute als der Klassiker der englischen Teekannen schlechthin. Es ist die Epoche des Regency-Stils. Das englische Regency – nicht zu verwechseln mit dem 100 Jahre früheren französischem Régence – ist das englische Pendant zum französischen Empire, bleibt aber bis ca. 1840 ein prägender Stil in England und Irland. Der Prinz von Wales übernimmt 1811 für seinen geistigWilliam Ewart Gladstone umnachteten Vater George III. die Regentschaft, bevor er als König George IV. von 1820 bis zu seinem Tod 1830 regierte. Es ist eine Zeit großer politischer und stilistischer Veränderungen. Die frühe Industrialisierung verändert das Kunsthandwerk nachhaltig. Die Zierelemente des Recency´s sind von der griechischen und ägyptischen Antike beeinflusst, aber auch Chinoiserien schmücken das Silber.

23. London 1806, Teekanne George III, Regency-Stil. Seitliche Kanneluren und griechisch geprägte Schmuckgravuren bestimmen die Optik. Erstmalig wurden für Londoner Teekannen jetzt auch Silberhenkel verwendet.

24. London 1814, Teekanne George III. Schlicht und klassisch, ein Paradebeispiel für eine Georgian Kanne. Diese Kannen wurden oft als Teegarnitur mit passendem Kännchen und Zuckerdose gefertigt, wobei beide Teile der Form der Kanne folgen, die Dose hat keinen Deckel, aber beidseitig einen Henkel. Rechts ein Gemälde, das den viermaligen (1868, mit Unterbrechungen bis 1894) britischen Premierminister William Ewart Gladstone beim Teetrinken mit einem Teeset George III, Receny-Stil, zeigt.

25. London 1822, Teekanne George IV. Klassische Kanne von einem berühmten Silberschmied seiner Zeit: Charles Fox II. Das anerkannte Standardwerk von Arthur G. Grimwade „London Goldsmiths 1697 – 1837“ schreibt dazu: „Seine Arbeiten zeigen durchgehend höchste Qualität. Fox II war wohl der letzte individualistische, handwerklich arbeitende Silberschmied, bevor die Massenproduktion der Viktorianischen Zeit einsetzte.“

Der Regency-Stil markiert den Übergang zum englischen Historismus, der Viktorianischen Zeit, mit den zahlreichen Silbermanufakturen in London, Birmingham und Sheffield.

Kannen 9

Zum Klassizismus gehört das Biedermeier, das im deutschen Raum die Zeit zwischen dem Wiener Kongress 1814 und der Märzrevolution 1848 bezeichnet. In Frankreich trägt diese Epoche Familie Biedermeierden Namen Restauration, in England fällt es in die Regierungszeit von George George IV, William IV und die frühen Jahre von Queen Victoria. Auch in Österreich, Norditalien und in den skandinavischen Ländern war das Biedermeier verbreitet. Dieser Stil versteht sich als zweckmäßiges, schlichtes, handwerklich solide gefertigtes Gegenstück zum extravaganten Empire. Anders als bei der Malerei, der Literatur und der Mode, lässt sich Silber dieses Stils nur schwer klar konturieren. Die Teekannen sind meist von hoher Qualität, wir sehen große Kannen mit „dicken Bäuchen“, Godronierungen und viel romantische Blumenverzierungen.

26. London 1824, Teekanne George IV. Eine weitere Kanne von Charles Fox II. Nicht nur in England sehen wir vermehrt als Deckelkauf, naturalistisch gestaltete Blumen und Früchte. Der englische Autor Peter Waldron schrieb dazu: „Man hatte den Eindruck, dass die Blumen und Blätter aus der Teekanne herauswachsen“.

26. Berlin 1830, Teekessel auf Rechaud Biedermeier. Breite und schmälere Godronierungen treffen wir bei Teekannen in Deutschland, Österreich, England, sowie Dänemark und Schweden an, die den „dicken Bäuchen“ noch mehr Volumen geben und einen Eindruck von „Gemütlichkeit“ vermitteln. Man sitzt im Kreis der Familie  und genießt die Teestunde in privater Häuslichkeit - ganz , wie es dem Lebensgefühl dieser Epoche entspricht. Oft als Heißwasserkessel für ein Teeservices gefertigt, hat dieser Kessel ein Sieb im Inneren vor der Tülle, was ihn eindeutig als Teekanne identifiziert. Sie fasst gut 2,5 Liter Tee.

27. Hamburg 1840, Teekanne Biermeier. „Gemütlich, bürgerlich, familiär" wären Attribute, die auch zu diesem Kannentyp passen - großer Bauch, seitliche Godronierungen, Blumenschmuck und genug Tee - 1,5 Liter - für die Familien-Teestunde.

Historismus:

Historismus ist ein Stilpluralismus, der sich in Europa ab 1850 in allen Bereichen der Kunst und des Kunstgewerbes durchsetzt. Hier vereinen sich alle wichtigen Stile der Vergangenheit: Antike, Gotik, Renaissance, Barock, Rokoko, Klassizismus. Teils als Replik nachemfunden, teils als "Crossover" mehrerer Stile, werden Formen und Ornamentik zu etwas Neuem zusammengefügt. Hier bei Teekannen, am ehesten noch in England, eine eindeutige Linie herauszufiltern, ist schwer möglich. So gebe ich nur einen kleinen Überblick auf Beispiele von „wie gehabt" und „erlaubt ist, was gefällt“.

Kannen Historismus

29. London 1900. Eine Teekanne in starker Anlehnung an die barocken Queen Anne Kannen um 1715.

30. Deutschland um 1850. Bis auf den extra gearbeiteten Boden, eine Kanne 1 zu 1 nach den Augsburger Beispielen von 1730 bis 1750.

31. Holland 1868. Diese Kanne orientiert sich an der beliebten englischen "apple-shaped" Form mit dem flachen, eingelassenen Deckel aus der Zeit 1730 bis 1760, verwendet aber als Deckelbekrönung eine naturalistisch geformte Blüte, wie sie ab 1820 unter King George IV und dem deutschen Biedermeier Mode war.

32. Dublin 1908. Üppige Verzierungen im reinsten Rokoko, eine Kanne, wie man sie mehr aus Frankreich um 1770/80, denn aus Irland des frühen 20. Jahrhunderts vermuten würde.
Schraubflasche Augsburg
33. Kopenhagen 1889.
Ein wirklich interessantes Beispiel. Die Form entpricht einer barocken Schraubflasche, die wir bereits im 17. Jahrhundert finden - aus Steingut, Kupfer, sehr oft aus Zinn und recht selten aus Silber/Vermeil. Der Deckel mit dem Griff wird hier nicht gedreht, sondern gekappt. Die eckige Form der Schraubflaschen tauchen, etwas verkleinert, um 1650 als Gewürzbüchsen oder auch Teedosen in Augsburg auf. Zu dieser frühbarocken Form, die außerhalb der sonstigen Teekannenformen steht, kombiniert der Siberschmied Dekorelemente aus dem Rokoko.

34. Heilbronn 1910. Eine stilechte Empirekanne, die die Manufaktur Peter Bruckmann & Söhne nach einem eigenen Firmenentwurf von 1820, mit nur minimalen Veränderungen, neu auflegte.

35. Kopenhagen 1778. Eine Kanne mit schönsten Empireelementen auf fantasievollem Eigendesign.

36. Utrecht 1864. Ein origineller Teekannen-Entwurf in Kürbisform. Ganz neu ist dieses Design allerdings nicht. Kannen in naturalistischem „melon-shape“, wie die Engländer sie bezeichnen, waren dort bereits in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts zu finden.

37. New York 1854-1869. Werfen wir kurz einen Blick über den „Großen Teich“. Diese große Teekanne ist ein Meisterstück von Tiffany & Co., New York. Prächtig und extrem aufwändig dekoriert mit japanischen Landschaften und plastischen Zweigen und Blätter, die sich um Tülle und Henkel ranken. Sie wiegt ein Kilo und hat Raum für fast 2 Liter Tee. (Mehr zu Amerikanischen Silber im Magazin unter „American Beauties“).

38. Holland 1901. Teekanne aus einem großen Teeservice von der berühmten Manufaktur van Kempen & Zonen, aus Schoonhoven. Hier lässt eindeutig und schön gemacht, das Biedermeier grüßen. Die Godronierungen sind gleichmäßig fein über die ganze Kanne eingearbeitet und erinnern so an die Streifenmuster der Porzellankannen-und Tassen dieser Epoche.

39. Tschechoslowakei um 1900. Besonders delikat gemacht – die kleine Teekanne, bei der das Silber in der Optik eines Korbgeflechts gearbeitet ist, ein Dekor, das wir- zum Beispiel für Senftöpfe- bereits in England Mitte des 19. Jahrhunderts antreffen.

40. Hanau um 1890. Eine „Rokokokanne“ von den (Welt-)Meistern des Historismus, den Hanauer Silbermanufakturen. Die hohe, eckige Form hat es zwar so in der Barockepoche nicht gegeben, aber das Dekor ist um so stilechter. Es sind Verzierungen im Watteau-Stil. Jean-Antoine Watteau (1684 bis 1721) war Maler des französischen Rokokos. Seine Bilder zeigen Schäferszenen, galante Liebespaare, ländliche Vergügungen, Ball- und Jaggesellschaften und zierten zum Ende des 19. Jahrhunderts auch gerne silberne Historismus-Teekannen. 

Die Epoche des Historismus umschreibt den Zeitraum 1850 bis ca. 1900. Tatsächlich aber reicht der Historismus bis weit in das 20. Jahrhundert hinein und hält sich unbeirrt neben neuen, modernen Stilen, die das 20. Jahrhundert prägen. Bis zum heutigen Tag, obwohl wir es nicht mehr Historismus nennen, werden Silberobjekte, so auch Teekannen und Services, im Stil vergangener Epochen gefertigt und verkauft.

Art Nouveau – Jugendstil:

Mitten im Historismus, entstand in Großbritannien zu Zeiten Queen Victoria´s, eine gestalterische Reformbewegung, die sich gegen die Industrialisierung und der damit verbundenen „seelenlosen Massenware“ wendete und sich der Rückbesinnung auf kunsthandwerkliche Traditionen und alte Techniken verschrieb: Die Arts- and Crafts-Bewegung. Sie trägt europaweit entscheidend zur Aufwertung des Kunsthandwerkes bei, ändert Formen und Gestaltung und die Sicht auf Dinge und die Welt. Das Handwerk stand im Vordergrund, das stilprägende Design der Arts & Crafts Bewegung waren Ästhetik, Funktionalität und Qualität.

Teekannen 10

So finden wir denn auch in der Zeit des Jugendstils, Teekannen in Formen und Gestaltung, die wenig mit unserer allgemeinen Erwartung dieser Stilepoche gemein haben, sondern sehr! modern anmuten.

41. London 1903/04 Teekanne Arts & Crafts. Klar, formschön und handgearbeitet, ein typisches Beispiel für die Kannen der Arts & Crafts Bewegung.

42. London 1905/06 Teekanne Liberty & Co. Der Liberty-Stil, der zur Arts & Crafts gehört, wurde nach seinem Gründer Arthur Lasenby Liberty benannt, der in London ab 1874 ein von Kunden und Künstlern geschätztes Geschäft führte, in dem er ausgesuchtes Kunsthandwerk aus aller Welt – vom Orient bis Japan - vertrieb. Wir alle kennen die berühmten Liberty-Stoffe, die uns bis heute begeistern. War Liberty erst nur Importeur und Händler für Waren aus exotischen Ländern, kam 1899 das erste für Liberty in England selbst entworfene Silber- und Schmuckprogramm dazu. Diese Kanne, Teil eines Sets, ist ein Entwurf des berühmten schottischen Designer Archibald Knox für Liberty.

43. Japan, Yokohama um 1895. Teekanne des japanischen Designers Konoike mit Londoner Importmarke von 1896/97 und dem Signet LY & Co. für Liberty. Die Kanne befindet sich im Victoria & Albert Museum (Quelle: „Liberty Design 1874-1914“ von Barbara Morris). Neben den Designentwürfen der Arts & Crafts Bewegung hatte auf den „neuen Stil“ besonders die Kunst aus Japan großen Einfluss. Japanische Stilelemente fanden über England Zugang in den ganzen, europäischen Kunstmarkt und sollten zu prägenden Bestandteilen der Jugendstilkunst werden.

Teekannen 11

Die Ausprägungen des Jugendstils zeigen sich in den Ländern teils verschieden, die Gemeinsamkeit der internationalen Bewegung „Jugendstil „ war die Abkehr vom Historismus. Kunstgeschichtlich steht der Jugendstil zwischen dem Historismus und der klassischen, modernen Kunst. Die Stilrichtung dauerte 20 bis 25 Jahre, von 1890 bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914. Der deutschsprachige Begriff "Jugendstil" geht auf die Ende des 19. Jahrhunderts in München gegründete Zeitschrift „Jugend“ zurück. Im Französischen bezeichnete man die Epoche als "Art Nouveau", im Italienischen auch "Stile Floreale" , im Englischen "Modern Style".

44. Heilbronn 1900. Teekanne Jugendstil. Wichtige Elemente des Jugendstils sind geschwungene Linien, elegante Kurven und flächenhafte, florale Ornamente. Pflanzen, die sich winden, ranken und das Silber umschlingen. Blumen, die bis dato bei der Dekoration keine Rolle spielten, stehen nun im Rampenlicht: Mohn und Mohnkapseln, Lilien, Iris, die zarte Buschwinde, aber auch prächtige Chrysanthemen und exotischer Bambus, wie der "Japonismus", der japanische Einfluss auf den westlichen Jugendstil, sie mit sich bringen.

45. Kopenhagen 1905. Teekanne Jugendstil. Die bekannte Teekanne „Magnolia Blossom“, 1. Entwurf von Georg Jensen, der ab 1904 in seiner Silberwerkstatt Jugendstilobjekte schuf, die in ihrem unverwechselbaren Stil und einer guten Portion dänischem Touch, Weltruhm erlangten.

46. Köln 1903-1905. Teekanne Jugendstil. Ein nicht minder bekanntes Tee- und Kaffeeservice von Orivit. Hier hat das florale Motiv als alternatives Merkmal des Jugendstils, eine grafische Akkuratesse und symmetrische Eleganz.

Mehr und ausführlicher erfahren in den Silbersuite - Magazinartikeln: "Die Blumen des Jugendstils", "Kunst-Stücke des Silberdesigns", und "Moderne Zeiten - Silber des 20. Jahrhunderts".

Klassische Moderne, 20er und 30 Jahre - Art déco:

Die Wurzeln des Art déco liegen bereits im Jugendstil. Berühmte Entwerfer verwirklichen schon in dieser Epoche ihre Ideen eines modernen Designs. Das Zentrum des Art déco, der künstlerische Impuls jedoch lag in Paris, in Zusammenhang mit der Pariser Weltausstellung 1925. Das Art Déco ist eine bewusste Reaktion auf das verspielte, französische Art Nouveau. Es ist ein strenger Stil mit geometrischen Formen in klarer bis kantigen Optik. Eines der prägnantesten Dekorelemente der Silberobjekte der 20er und 30er Jahre ist der Hammerschlagdekor, der den sonst schmucklosen Kannen ein spezielles Merkmal gibt und die handwerkliche Arbeit unterstreicht.

Teeservices 12

47. Stuttgart 1925, Teeservice Art déco. Der Pariser Art déco inspirierte Silberschmiede in Deutschland, genauso wie in den USA. Typisch für diesen Stil ist die Kombination von rund und eckig, Silber und dunklem Edelholz, sowie kurze, gerade, hoch angesetzte Tüllen.

48. Schwäbisch Gmünd um 1930, Teeservice Art déco. Die rundere, aber sonst ebenso strenge, deutsche Variante eines Teeservices der 30er Jahre, mit Hammerschlagdekor und Elfenbeinbekrönungen.

Teekannen Art deco

48. Bielefeld um 1930, Tee- und Milchkanne Art déco. Wie die großen Silberschmiedemeister im 18. Jahrhundert und im 19. Jahrhundert die Industrialisierung die Produktion des Silber prägte, waren es im 20. Jahrhundert die Designer. Die Silberwerkstätten und große Manufakturen fertigten Silber, dessen Entwürfe vielfach von bedeutenden Künstlern stammten. Bei diesem Kannenpaar von Otto Hahn sind Entwurf und handwerkliche Fertigung aus einer Hand.

49. London 1936/37. Teekanne Art déco. Eine Kanne von einer der besten und teuersten, englischen Silberfirmen ihrer Zeit. Was Tiffany, New York für die USA war, bedeutete die Goldsmiths & Silbersmith Companie für England. Beide Firmen hatten große, eigene Entwurfsabteilungen, bei denen namhafte Künstler arbeiteten.

50. Wien um 1920. Teeset Art déco. Die Wiener Antwort auf das französische Art déco. Ein Design-Service in viereckiger, ja fast quadratischer Form - glatt, schlicht, edel.
Designkanne 50er Jahre
Die „Moderne“ endet nicht in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts. Neue Formen nach dem Krieg, in den 50er Jahren, poppiges Design in den 60er und 70er Jahren, bescheren auch den Silber-Teekannen einige Highlights - Nr. 52 eine Designkanne aus Deutschland der 1950er Jahre – die Antiquitäten von Morgen.

Dem aufmerksamen Betrachter und, wie ich hoffe, auch Leser, wird aufgefallen sein, dass in diesem Silberkannenvergleich, die englischen Teekannen überproportioniert vertreten sind. Das hat Gründe. Große Teeimport um 1720 führten in England zum Preissturz, der Tee erschwinglich machte und um 1740 endgültig die Vorherrschaft des Kaffees im Vereinigten Königreich brach. Der Beginn einer Teetrinker-Nation. Damit entstanden auch Teekannen und Services aus Silber in großer Zahl. Heißt: Es gibt mehr Teekannen aus England, als aus dem Rest Europas. Zudem sind englische Teekannen, egal welcher Epoche, gerade in Deutschland besonders beliebt, wurden und werden häufig importiert.
Und noch etwa könnte Ihnen aufgefallen sein. Anders als im Warenangebot, aber auch in den einschlägigen Nachschlagewerken, betitele ich die englischen Kannen mit einer Doppel-Jahreszahl. Es ist richtig, dass jeder Buchstabe seit 1478 ein Jahr, 12 Monate der Herstellungszeit dokumentiert. Allerdings fing das Jahr nicht mit dem 1. Januar an, sondern begann am 19. Mai. Später wurde dieses Datum auf den 29. Mai verlegt, was bis zum heutigen Tag gilt. So umfasst die Herstellungszeit 12 Monate, aber genau genommen 2. Jahre. Diese doppelte Bezeichnung ist nicht unbedingt nötig, aber korrekt.

Bleibt zu hoffen, Sie entdecken irgendwann Ihre „neue“ Lieblingsteekanne in der Silbersuite.

 

Bild- und Quellennachweise:
Silbersuite 2011 - 2022
Bringantine 1900, Nr. 42
"English, Irisch & Scotisch Silver" at the Sterling and Francine Clark Art Institute, Nr. 4,5,6,12,14
"Liberty Design" von Barbara Morris, Nr. 43
Peter Waldron " The Price Guide to antique Silber".

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