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Das Schlangenhaut-Dekor

Wissen-Schlangehautdekor

Der Schlangenhaut-Dekor ist seit dem 16. Jahrhundert bekannt und wurde vornehmlich für Becher verwendet. Im 17. Jahrhundert verbreitete sich dieser Dekor, der auch als Fischhaut bezeichnet wurde in Mittel und Osteuropa. In Deutschland und dort speziell in Nürnberg und Augsburgs wurde es im 17. und 18. Jahrhundert zu einer der beliebtesten Dekortechniken für Becher.

Bei dieser Technik wurde mit einer Rundpunze Schlag für Schlag der Becher gleichmäßig punziert, bis der typische Schlangenhauteffekt entstand. Dies war eine aufwändige Arbeit, die nicht nur Fleiß sondern auch perfekte Technik und ein gutes Auge für Gleichmäßigkeit und Abstände bedurfte. In arbeitsteiligen Werkstätten, wie sie zu dieser Zeit in Nürnberg und Augsburg üblich waren, wurde diese Arbeit, die mehrere Tage in Anspruch nahm, von dem besten Gesellen der Schmiedewerkstatt, der oft darauf spezialisiert war, vorgenommen.

In der Regel, aber durchaus nicht immer, wurden diese Becher später vergoldet, mit der in dieser Zeit angewendeten Technik der Feuervergoldung (Vermeil).

Je dichter, feiner und gleichmäßiger die Punkte auf dem Becher angebracht waren, um so wertiger war der Becher.

Das Dekor sollte das Beschlagen des Bechers, das durch ein kaltes Getränk entsteht, nachempfinden. So wurden Schlangenhautbecher, der Name, der sich in Deutschland als üblich durchsetzte, in anderen Gebieten, zum Beispiel in der Schweiz auch als Schwitzbecher bezeichnet. Aber das Dekor hatte nicht nur einen gestalterischen Aspekt. Die durch die vielen Einschläge entstandene rauhere Oberfläche milderte die unschönen Abdrücke, der durch das Festessen fettigen Finger und verhinderte durch die erhöhte Griffigkeit ein Abrutschen.

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Das Vergolden von Silber

Es gibt im Wesentlichen drei Methoden Silber zu vergolden:

 

1. Das Tauschieren

Das Tauschieren ist die älteste Technik um Silbergegenstände zu vergolden. Sie wurde bereits in der Antike angewendet. Dabei wird dünnes Goldblech oder auch Golddraht in vorher ausgehobene Vertiefungen des Silbers eingehämmert. Da diese Verbindung häufig nicht von Dauer war, haben die Goldschmiede später diese sonst reizvolle Technik nur noch selten angewandt.


2. Die Feuervergoldung

Die Feuervergoldung ist ebenfalls ein sehr altes Verfahren um Silber zu vergolden und war bis zur Erfindung der galvanischen Vergoldung die einzige Möglichkeit einen Silbergegenstand – teilweise oder ganz – dauerhaft zu vergolden. Die französische Bezeichnung Vermeil (Purpur) wurde später zum allgemeinen Begriff für feuervergoldetes Silber. Die Feuervergoldung ist die edelste Form der Vergoldung. Dabei wird Goldamalgam als breiige Masse auf das Silber gestrichen. Feuereinwirkung lässt aus dem Goldamalgam das Quecksilber verdampfen und bindet das verbleibende reine Gold unlöslich auf die Silberfläche. Es entsteht eine Vergoldung mit rötlicher(Vermeil-Purpur), tiefer strahlender Leuchtkraft und typischer Dichte und Lebendigkeit. Das Problem bei diesem Verfahren sind die Quecksilberdämpfe, die zur schleichenden Vergiftung des Körpers der Goldschmiede führten. Daher wird diese Art der Vergoldung heute nur noch höchst selten angewandt und unterliegt strenger Auflagen. Zur Beruhigung – die fertige Feuervergoldung enthält keine giftigen Schadstoffe mehr und Gegenstände aus Vermeil, wie Becher oder Teller, können unbedenklich benutzt werden.


3. Die galvanische Vergoldung

Die galvanische Vergoldung beruht darauf, dass durch elektrischen Strom aus einer flüssigen Goldverbindung( Goldsalzlösungen), dem Elektrolyten, das Gold als dünner Überzug auf das Silber übertragen werden kann. Die erste Vergoldung aus diesem Weg gelang 1805 Lodovico Gasparo Brugnatelli. 1834 gründeten die Engländer Georg und Henry Elkington in Birmingham den ersten Vergolderbetrieb. Diese Art der Vergoldung wird seit der Mitte des 19. Jahrhunderts fast ausschließlich angewandt, da sie durch einen geringeren Goldverbrauch relativ preiswert ist und für den Hersteller mit keinen gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Nachteil der galvanischen Vergoldung ist die geringere Haltbarkeit als Vermeil, das auch den intensiveren Glanz besitzt. Dafür kann die galvanische Vergoldung jederzeit erneuert werden.

Beispiele:

Augsburger-Vermeilbesteck  Fischbesteck-vergoldet
 Augsburg um 1780 – Vermeil-Besteck  Hamburg 1890 – Besteck galvanisch vergoldet
 Becher-nuernberg Becher-Winterhalter1900
Nürnberg 1793 - Vermeil-Becher München um 1900 – Becher galvanisch vergoldet
Korb-Riga Henkelschale-Russland
Korb Riga um 1830 - Vermeil Innenvergoldung Korb Moskau 1894 - galvanische Innenvergoldung

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Niello -Technik

Viele russische Silberobjekte sind in Niellotechnik gearbeitet. Der Name Niello ist von dem lateinischen Begriff „nigellus“, schwarz abgeleitet. Das Niello besteht aus einer geschmolzenen Mixtur aus Silber, Kupfer, Blei und Schwefel in unterschiedlichen Anteilen. In den Silbergegenstand, der mit Niello verziert werden soll, werden erst die entsprechenden Muster graviert und dann in diese Vertiefungen die geschmolzene Niellomasse eingestrichen. Durch Erhitzen des Gegenstandes verbindet sich das Niello fest mit dem Untergrund. Nach dem Erkalten wird die Fläche geschliffen und poliert, so dass eine glatte Oberfläche entsteht.

 

Nielliern

                                                                                                                                       Quelle Bruckmann Silberlexikon

Die Technik des Niello war schon in der Antike bekannt, geriet aber nach einer kurzen Hochperiode im Florenz der Renaissance, in Europa weitgehend in Vergessenheit. Sie wurde aber weiterhin im persischen und indischem Raum, als beliebte Verzierungstechnik angewandt. Im 16. Jahrhundert gelangte die Niellotechnik in Russland zu neuer Blüte. Anfang des 18.Jahrhunderts ist Moskau das Hauptzentrum der Niellotechnik. Besonders im 19. Jahrhundert wurden dann in allen größeren russischen Goldschmiedewerkstätten niellierte Arbeiten hergestellt. Die Ausnahme bildet die berühmte Werkstatt Fabergé, von der keine Nielloarbeiten bekannt sind.

Neben vielen Sonderdarstellungen kann man bei Nielloarbeiten grob in 4 Dekore unterscheiden:

 

1. Geometrische Dekore, zum Beispiel Schachbrettmuster

Niellodose-wissen

Moskau 1868

 

 

2. Florale Dekore, oft kombiniert mit zusätzlichen Darstellungen, zum Beispiel den russischen Adler

Niellebecher-wissen

Moskau 1840

3. Typisch russische Genre-Dekore, zum Beispiel Schlittengespanne oder dörfliche Szenen

 

Niello-Schlittenfahrt

Moskau 1885

 

4. Architektur Dekore, oft Darstellung des Kremls oder bekannte Klöster und Kirchen

Senfloeffel_Niello-wissen

Moskau um 1860

 

 

 

 

 

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Dekortechniken für Silber

 

Immer wieder stößt man, zum Beispiel in Auktionskatalogen, bei Beschreibungen von Silberobjekten auf Begriffe, die die Formgebung, bzw. den Dekor des Objektes beschreiben.

Hier möchten wir einige der am häufigsten gebrauchten Fachausdrücke kurz erläutern.

Guillochierung

Die Technik des guillochierens hat ihren Namen nach dem französischen Begriff guillocher – „mit verschlungenen Linien verzieren“. Die Guillochierung bezeichnet die Technik des Aufbringen von regelmäßig geschwungenen bzw. geraden Linien auf den Silbergegenstand, mittels einer Maschine, der sogenannten Guillochiermaschine. Diese Maschine wurde bereits in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in Frankreich erfunden. Die Technik des guillochierens wurde besonders gerne zur Verzierung von Dosen und Bechern eingesetzt.

Als Beispiel zeigen wir Ihnen einen schwedischen Becher von 1874, der auf seiner Wandung drei verschiedene guillochierte Muster zeigt und eine Wiener Dose um 1930 mit einem typischen guillochierten Art Deco Dekor.

 Bilder-guillochierung

 

Kanellierung

Die Kanellierung  ist eine Verzierung,die aus senkrechten parallelverlaufenden Rillen besteht. Sie findet sich oft auf Leuchterschäften und Dosen des Klassizismus und des Empire. Die Kanellierung wurde aus der Säulenarchitektur der Antike übernommen.

Als Beispiel zeigen wir hier einen kleinen Augsburger Leuchter von 1781 und einen späteren Doppelleuchter im klassizistischen Stil von 1904 der Firma Bruckmann.

Bilder-kannellierung

 

Godronierung

Die Godronierung besteht aus nach außen getriebenen parallel verlaufenden halbrunden Rippen. Man findet sie mit geradem Verlauf, aber besonders auch im Rokoko in schräger, geschweifter Anordnung.

Als Beispiel für die gerade Anordnung zeigen wir einen englischen Faustbecher, London 1883, für den schrägen Verlauf eine Münsteraner Kanne von 1860.

 Bilder-Godronierung

 

Martelierung

Die Martelierung, auch Hammerschlagdekor, entsteht seit jeher beim Treiben des Silbers mit dem Hammer. Normalerweise wurden diese Oberflächenspuren geglättet, teilweise ließ man sie jedoch als besonderes Gestaltungselement stehen. In späteren Zeiten, als die maschinelle Fertigung das Treiben mit dem Hammer ersetzte, wurde dieses Dekor weiterverwendet und besonders gerne und häufig im Art Deco angewandt. Sowohl von den Manufakturen, die den Hammerschlagmaschinell imitierten, als auch von einzelnen Silberschmieden, die ihre handwerkliche Arbeit nach alter Tradition damit unterstrichen.

Als Beispiel für eine Martelierung in handwerklicher Arbeit zeigen wir Ihnen einen Becher des Nürnberger Silberschmiedes J.C. Wich um 1880, für die maschinelle Herstellung der Martelierung eine Dose aus dem Art Deco.

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